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Unternehmensanalyse Gagfah SA

Unternehmensanalyse: Gagfah SA

1 Euro zu 50 Cent mit schlechtem Management

Die Gagfah S.A. ist Deutschlands größte Immobilien Aktiengesellschaft, welche im MDAX gelistet ist. Sie hat derzeit ca 154.000 Wohneinheiten mit Schwerpunkt in Dresden, Berlin sowie Hamburg und ist über ganz Deutschland verteilt. Der Schwerpunkt kann aber in Ost- und Norddeutschland gesehen werden.

Die Gagfah ist ein Unternehmen, das eigentlich ein leicht zu verstehendes Geschäftsmodel mit sicheren Cashflows hat. Allerdings nach meiner Meinung großes Risiko birgt, durch einen kurzfristig orientierten Grossinvestor „Fortress Investment Group LLC“ und ein schlechtes Management, welches zurzeit sogar wegen Insiderhandels angeklagt ist.

Ich bin bereits seit 2009 Gagfah-Aktionär und habe mit dem Unternehmen bis zum letzten Jahr eigentlich auch einen perfekten Höhenflug gemacht. Meine Kaufüberlegung damals war: Im Zuge der damaligen Subprime-Krise in den USA sind Immobilienunternehmen auf der ganzen Welt abgestraft worden und ohne zu überlegen aus sämtlichen Fonds auf der ganzen Welt geflogen.

Dies hat Gagfah besonders hart getroffen, weil sie schon zuvor für Fonds unattraktiv war. Der Grund ist die dominierende 55-Prozent-Beteiligung von Fortress. Gleichzeitig ist der Immobilienmarkt in Deutschland eigentlich stabil. Die Preise und Mieten haben sich bis auf in einigen Boomregionen seit mehr als zehn Jahren seitlich bewegen (siehe Grafik). Ich hatte also Anfang 2009 eine stabile Einnahme-/Bewertungsquelle mit stark gefallenen Preisen. Weiterlesen

festverzinsliche Wertpapiere

Festverzinsliche Wertpapiere

Wann sind Anleihen Aktien überlegen?

Wie ich in „Wer, wie, was – wieso, weshalb, warum – wernicht fragt, bleibt dumm?“ festgehalten habe, gibt es drei Basis-Anlageformen. Ein großes Vermögen als Value Investor aufzubauen, wie zum Beispiel Warren Buffett, erreicht man normalerweise über Beteiligungen am Eigenkapital. Trotzdem gibt es manchmal außergewöhnliche Zeiten, in denen Anlagen in anderen Kapitalformen vorzuziehen sind. Diese Zeiten sind normalerweise kurz und müssen höhere Gewinne versprechen, als eine Unternehmensbeteiligung.

Der Grund liegt in dem Verhältnis von Fremd- und Eigenkapital. Wenn eine Unternehmung versucht ihre Eigenkapitalrendite durch die Aufnahme von Fremdkapital zu hebeln (financial leverage), funktioniert dies nur solange, die Gesamtrendite grösser der Fremdkapitalkosten (bzw. der Fremdkapitalgeberrendite) ist. Das heißt, im natürlichen Zustand muss die Rendite von festverzinslichen Wertpapieren kleiner der Rendite von Eigenkapitalgebern sein. Dies wird auch unterstützt von dem ersten Grundsatz der Kapitalanlage: Rendite und Risiko stehen in einer positiven Beziehung zueinander. Gewinnschwankungen und Verluste werden vom Eigenkapital aufgenommen und abgefedert, bevor sie das Fremdkapital angreifen.

Welche Kriterien sollte man beim Kauf von Anleihen anwenden?

Grundsätzlich sollte man aber auch beim Kauf eines festverzinslichen Wertpapiers nach jenen Kriterien vorgehen, die man beim Kauf von Unternehmensbeteiligungen anzuwenden pflegt. Das heißt, man muss sich die Rentabilität, Sicherheit und Liquidität des emittierenden Unternehmens genau ansehen. Allerdings liegt das Hauptaugenmerk bei Kauf einer Anleihe auf der Sicherheit und Liquidität, weniger auf der Rentabilität.

Für den Fremdkapitalgeber ist entscheidend, dass genügend Cash-Flow generiert wird, um seine Ansprüche zu decken. Ob das Unternehmen zusätzlich Geld erwirtschaftet oder nicht, spielt für ihn keine Rolle. Anleihen haben von sich selbst aus ein beschränktes Wachstumspotenzial, da die Verzinsung und die nominale Rückzahlung von vornherein fixiert sind.

Aus diesem Grund sind Unternehmen, die stetige und hohe Cash-Flows genieren, die beste Wahl. Zu ihnen gehören Unternehmen des täglichen Gebrauchs, wie Telekommunikation, Energie oder Konsumgüter. Staaten erfüllen zwar auch die Kriterien des stetigen und hohen Cash-Flows, allerdings ist die Pflicht/Gnade der Zins- und Rückzahlung ein reiner politischer Wille. Aus diesem Grund sind meiner Meinung nach Unternehmensanleihen den Staatsanleihen vorzuziehen. Dies gilt insbesondere für unsichere Zeiten, die oft die einzige rentable Möglichkeit in festverzinsliche Wertpapiere zu investieren, darstellen.

Wie sieht der Markt in ruhigen Zeiten aus?

In ruhigen Zeiten schwankt ein Anleihenkurs ziemlich eng um seinen nominal Wert (100 %), beeinflusst allein von den Schwankungen des allgemeinen Zinssatzes. Dies ist das Hauptargument für die Sicherheit von Anleihen innerhalb der allgemein verbreiteten Finanzmarkttheorie.

Nach meiner Meinung sind Kursschwankungen allerdings kein guter Indikator für das Risiko oder die Sicherheit einer Anlage. Große Verwerfungen bei Anleihen gibt es immer nur dann, wenn tatsächliches Ausfallrisiko wahrgenommen wird. Dieses hängt, wie bei Aktien, vom Produkt, der Strategie, den Mitarbeitern, dem Standort, der Struktur, dem Management usw. des Unternehmens ab.

Allerdings ist mir schon mehrmals aufgefallen, dass im Falle eines erhöhten Ausfallrisikos der Kursverfall von Anleihen stark übertreibt, dies hab ich bei der Insolvenz von General Motors und zuletzt beim Kauf der Praktiker-Anleihe 02/16 genutzt. Hierbei hab ich grundsätzlich das Risiko/die Sicherheit in Form einer Liquidierungsrechnung durchgeführt und die Chance/Rentabilität in Form des maximal zu erwartenden Gewinns.

Meine Liquidierungsrechnung aus der Bilanz für Praktiker lautet wie folgt:

Aktiva:
Bezeichnung
Bilanzierter Wert
Recovery-Rate
Recovery-Wert
Cash
190 Mio.
100 %
190 Mio.
Sachanlagen
400 Mio.
25 %
100 Mio.
Vorräte
800 Mio.
25 %
200 Mio.
Forderungen
130 Mio.
50 %
65 Mio.
Aktiva total
555 Mio.
Passiva:
Bezeichnung
Bilanzierter Wert
Recovery-Rate
Recovery-Wert
Verbindlichkeiten
1’300 Mio.
42,7 % 555 Mio.
Eigenkapital
480 Mio.
0 &
0 Mio.

Die Sicherheit für das eingesetzte Kapital ist also ab einem Anleihen Kurs von kleiner 42,7% gegeben, unabhängig von der Volatilität des Kurses.

Chancen/Rendite-Verhältnis bei einer Schrottanleihe

Die zweite Frage ist die Chance/Rendite, die sich aus einem Kauf der Anleihe zum Kurs von 42,7 % ergibt. Prinzipiell muss man hier zwei Größen unterscheiden den aktuellen Zinssatz und die Gesamtrendite. Der aktuelle Zinssatz ergibt sich aus Kupon/Marktwert (5,875/42,7 = 13,76 %). Er stellt die Rendite dar, wenn Praktiker zwar weiterhin Zinszahlungen tätigen kann, aber keine Anschlussfinanzierung zur Rückzahlung der Anleihen bekommt.

Die Gesamtrendite lässt sich mithilfe des internen Zinsfusses bestimmten und beträgt 34,21 %. Sie stellt die maximal mögliche jährliche Rendite dar, wenn Praktiker keinen Zahlungsausfall aufweist. Bei einem Kurs von 42,70 Euro bedeutet das ein Gesamtgewinn von 14,61 Euro pro Anteilsschein.

Ein Unternehmen mit einem KGV von acht bis zehn, welches einen Gewinn nach Steuern von 14,61 Euro pro Aktie erwirtschaftet, müsste 116 bis 146 Euro pro Anteilschein wert sein. Das ist das Dreifache der Summe, die ich für die Praktiker Anleihe gezahlt habe, allerdings mit der Einschränkung, dass ich mir nicht sicher bin, ob das Investment tatsächlich die Rendite abwirft. Allerdings denke ich, dass eine solche Anleihenkonstellation eine bessere Gewinnchance eröffnet, als ich mit anderen Geschäftsvorhaben wahrnehmen könnte.

Fazit

Der Kauf von Anleihen zählt weder zu meinen favorisierten Anlageformen, noch erzielt man damit langfristig die höchsten Gewinne. Sie bieten aber die Möglichkeit, Vermögenswerte kurzfristig gewinnbringend zu parken, wenn man sichere Unternehmen mit Gütern des täglichen Gebrauchs wählt. Gleichzeitig kann man auf die Chance warten, das richtige Unternehmen zu kaufen und eine langfristige Aktienbeteiligung einzugehen. Eine Ausnahme liegt dann vor, wenn der Markt aus besonderen Gründen eine Gelegenheit bietet, mit der eine angemessene Rendite bei akzeptablem Risiko zu erzielen ist.

Weiter Information zur Praktiker Anleihe:

Unternehmensanalyse CEWE Holding AG

Unternehmensanalyse: CEWE Color Holding AG

Verstecktes Vertriebsmonopol und Pionier beim Fotobuch

Die CEWE Color Holding AG ist laut eigener Beschreibung der Weltmarktführer für Fotobücher und im Bereich Fotofinishing. Es hat 2010 ca. 4,3 Mio. Fotobücher und 2,5 Mrd. Fotos entwickelt und kommt aus meiner Heimatstadt Oldenburg. Deswegen möchte ich gleich schon einmal festhalten, dass eine gewisse Heimat-Voreingenommenheit (Home-Bias) bei der folgenden Analyse vorhanden ist. Gleichzeitig natürlich aber auch spezielles Wissen, welches man nur durch jahrelanges Lesen der Lokalzeitung und Gespräche am Küchentisch erlangen kann. Auch wenn keiner meiner Verwandten bei CEWE Color tätig ist.

Der größte Konkurrent von CEWE Color ist Fujifilm und Fotobuch.de, wobei Fotobuch.de nach meinem Kenntnisstand nur im Internet und über seine eigenen Namen tätig ist. Fujifilm und CEWE Color produzieren dagegen über eine Menge Vertriebspartner, welche natürlich die Marge im Vergleich zum eigenen Vertrieb drücken, aber dafür auch sehr viel höhere Marktdurchdringung versprechen.

CEWE Color hat nach meiner Meinung zumindest für den deutschen Sprachraum (ca. 50% des Unternehmensumsatzes) eine Monopolstellung, da das Vertriebsnetz aus insgesamt 45.000 Handelspartnern besteht. Neben der Metro Group (u.a. MediaMarkt, Saturn, real, Galaria Kaufhof) gehören Mirgo (größte Supermarktkette der Schweiz) als auch Amazon.de zu den Anbietern.

Grandioser Wandel von analog zu digital bei Cewe Color

Einen zweiten Pluspunkt sehe ich in der Pionierarbeit mit Fotobüchern und der geglückten Umstrukturierung von einem analogen Fotofinisher zu einem digitalen, wie man am Beispiel Kodak sieht: Nicht immer ein ganz leichtes Unterfangen! Pioniere sind zwar oft zum Scheitern verurteilt, da die SecondMover aus den Fehlern des Pioniers lernen können.

Überstehen sie jedoch die erste Phase der Produkteinführung, haben sie einen ökonomischen Vorteil, da sie eine höhere Bekanntheit, Marktdurchdringung, Lernkurve in der Herstellung mit sich bringen. Gleichzeitig können sie von dem Image „Pionier“ profitieren.

Bei CEWE Color kann man von einer abgeschlossenen Produkteinführung für das Fotobuch sprechen, die anschließende Wachstumsphase verspricht für die Anteilseigner die höchsten Gewinnzuwächse. Gleichzeitig befinden wir uns beim Fotofinishing für den Kunden und das Produkt in der Reifephase. Auch wenn der Umbau für die Hersteller vom analogen zum digitalen Foto in den letzten Jahren ein Kraftakt mit hohen Investitionen war, hat sich das Produkt für den Kunden nicht geändert und bleibt im besten Fall eine Margen-niedrige, aber Umsatz-hohe Cash Cow (viel Umsatz/wenige Gewinn – aber relativ sicher, da wenig Konkurrenz).

Zwischenfazit:

Für mich stellt CEWE Color erst einmal von der Marktposition als auch von Produktportfolio ein sehr gut aufgestelltes Unternehmen dar. Man ist Weltmarktführer, in einem Wachstumsmarkt Fotobuch tätig und hat gleichzeitig ein stabiles Standbein beim Fotofinishing. Dazu kommt das meiner Meinung nach für den deutschen Umsatz versteckte Vertriebsmonopol über die Handelskettenbeziehungen. Im nächsten Schritt schau ich mir die Zahlen genauer an.

Datum
2009
2010
2011E
Kurs
22,60
33,35
33,23
Mitarbeiter
2.742
2.681
2.686
Freefloater
55%
55%
48%
Anzahl Aktien
7.380.020
7.380.020
7.380.020
EK in Mio.
117,70
120,70
117,34
Gesamtkapital
268,60
287,50
257,26
EK-Quote
43,8%
42,0%
45,6%
Buchwert je Aktie
15,95
16,35
15,90
EBIT in Mio
18,70
28,14
30,00
Ergebnis in Mio
6,70
13,70
15,00
EK-Rendite
5,7%
11,4%
12,8%
E/A
0,91
1,86
2,71
Dividende*
1,05
1,25
1,25
in%
4,8%
3,8%
3,8%
KGV
24,23
17,97
16,35
Cash pro Aktie
1,11
3,17
2,60
KBV
1,38
2,04
2,09

Hauptaugenmerk auf Sicherheit

Wenn man sich an das magische Dreieck der Vermögensanlage hält (Liquidität, Rentabilität und Sicherheit), fällt auf, dass zumindest die letzten zwei Jahre die Hauptaufmerksamkeit auf der Sicherheit zu liegen schien.

Die Eigenkapitalquote ist relativ hoch im Gegensatz zu der Eigenkapitalrendite. Im Geschäftsbericht ist auch der Grund dafür zu finden. CEWE Color hat im Zeitraum von 2005 bis 2009 parallel mit dem Rückgang der Fotos von Filmen insgesamt über 50 Mio. Euro investiert, um die Digitalfoto-Produktion schrittweise an großen Standorten zu konzentrieren. Gleichzeitig wurden eine Reihe von kleineren Standorten geschlossen. Die Restrukturierung des Unternehmens hat den Gewinn seit 2005 jährlich um ca. 10 Mio. Euro geschmälert. Diese Restrukturierungskosten waren einmalig und sollten nicht wieder anfallen.

Rentabilität von Cewe Color

Um die Rentabilität zu berechnen, schaue ich mir die Gewinne der letzten zehn Jahre an und versuche diese um die Restrukturierungskosten zu bereinigen.

Datum
Div
Gewinn
ber.
Gewinn
EK
EK-Rendite
ber. EK-Rendite
2002
€ 0,80
16,4
16,4
94,6
17,3%
17,3%
2003
€ 1,00
3,6
3,6
95,0
3,8%
3,8%
2004
€ 0,80
1,2
1,2
93,0
1,3%
1,3%
2005
€ 0,60
11,5
22,5
99,3
11,6%
22,7%
2006
€ 1,20
17,9
27,9
127,4
14,1%
21,9%
2007
€ 1,20
5,9
15,9
120,6
4,9%
13,2%
2008
€ 1,20
7,0
17,0
112,3
6,2%
15,1%
2009
€ 1,00
6,7
16,7
111,7
6,0%
15,0%
2010
€ 1,05
13,7
13,7
120,7
11,4%
11,4%
2011
€ 1,25
15,0
15,0
117,3
12,8%
12,8%
Durchschnitt:
8,9%
13,4%

In der Vergangheit niedrige EK-Rendite

Die genauen Gründe für die niedrige EK-Rendite von 2003 und 2004 kenne ich leider nicht, da die Geschäftsberichte online leider nicht soweit zurückreichen. Unter Berücksichtigung der Restrukturierungskosten fällt auf, dass die Marge von 2005 bis 2011 tendenziell rückläufig ist.

Nach meiner Meinung dürfte dies eigentlich nicht der Fall sein, da das „Fotofinishing“ mit einem Umsatzanteil von 77% den Ertrag pro Foto steigern konnte, nur die Absatzanzahl rückläufig ist. CEWE Color spricht hierbei von „Masse zur Klasse“. „Masse zur Klasse“ sollte meiner Meinung nach die Marge steigern. Erst einmal für den Umsatz und anschließend durch Anpassung des Eigenkapitals auch für die Aktionäre.

Mit den vorgegebenen Daten ist die Attraktivität über meinen Rendite-Rechner „Easy Buffet“ auch nicht gegeben.

Easy Buffett:
aktueller Kurs
33
Buchwert
15,9
aktueller Gewinn
2,067
Einstandsrendite
6,26%
ØEigenkapitalrendite
13%
Ausschüttungsquote
50%
EK-Wachstum
7%
Jahre n
10
Buchwert in n Jahren
29,85
Gewinn in n Jahren
3,88
KGV
12
Kurs in n Jahren
46,56
∑Dividenden in n Jahren
14,87
Rendite
6,41%

Fazit

Zum aktuellen Preis ist nach meiner Meinung die CEWE Color Aktie zu teuer. Ich halte die Struktur und das Produkt „Fotobuch“ von CEWE Color jedoch für herausragend, gleichzeitig meine ich CEWE Color besitzt ein Vertriebsmonopol innerhalb Deutschlands. Da CEWE Color im SDAX gelistet ist, sollte die Aktie starker Schwanken unterlegen sein und in Krisen mit einem gehörigen Abschlag zum aktuellen Kurs handeln – mindestens 1/3 des derzeitigen Kurses wäre eine akzeptable Margin of Safty, wie es vor 2 Jahren der Fall gewesen ist. Das Unternehmen hatte damals die gleiche Sicherheit und ähnliche Rentabilität.

Unternehmensanalyse Orior AG

Unternehmensanalyse: Orior AG

No track record but a lot of potential

Die Orior AG ist ein Schweizer Premiumhersteller für Wurst- und Fleischwaren sowie ein Hersteller für Fertiggerichte im Nischen-Markt. Die Firma entstand durch einen konzentrieten Umbau mit mehreren Akquisitionen in den letzten zwanzig Jahren.

Sie wandelte sich vom Zigarettenhersteller zum Lebensmittelkonzern. Nachdem es 1999 ein Going-Private gab, wurde Orior 2006 in einem Management-Buyout zusammen mit einem Private-Equity-Investor (böse Zungen sprechen auch von einer „Heuschrecke“) übernommen. Diese haben das Unternehmen mit ihren Schulden für die Übernahme vollgepumpt und im April 2010 wieder an die Börse gebracht

Für eine Investition aus Value-Sicht ist das Unternehmen deshalb auch ungeeignet, da es in seinem heutigen Zustand noch keine zwei Jahre existiert. Weshalb empfehle ich trotzdem, dieses Unternehmen in die Watchlist aufzunehmen? Der Grund für das Going-Private und auch die erfolgreiche Private-Equity-Investition liegen in der stabilen Cash-Generierung, die das Unternehmen mitbringt, diese eignet sich ideal um die zukünftige Entwicklung zu prognostizieren. Dazu ist das Management weiterhin mit 10% der Aktien am Unternehmen beteiligt und will dieses nach eigener Aussage auch behalten. Der Nachteil ist, dass der Beweis für die stabile Cash-Generierung leider nur deduktive ist, da die öffentlichen Bilanzen fehlen.

Als erstes einmal die allgemeinen Zahlen:

Datum
2007
2008
2009
2010
2011E
Mitarbeiter
1.273
1.273
Freefloat
0%
0%
0%
70%
70%
Anzahl Aktien
n/a
n/a
n/a
5.916.490
5.915.000
EK in Mio.
27,91
45,01
68,99
170,31
172,56
Gesamtkapital
156,18
392,43
391,86
389,18
381,47
EK-Quote
17,9%
11,5%
17,6%
43,8%
45,2%
Buchwert je Aktie
n/a
n/a
n/a
28,79
29,17
EBIT in Mio*
24,52
32,99
38,83
40,48
41,03
Ergebnis in Mio*
14,18
12,15
23,97
26,94
26,60
EK-Rendite
50,80%
27,00%
34,75%
15,82%
15,42%
E/A
n/a
n/a
n/a
4,55
4,50
Dividende*
0,00
0,00
0,00
1,90
1,90
in%
0,00%
0,00%
0,00%
3,65%
4,04%
KGV
n/a
n/a
n/a
11,42
10,45
Cash pro Aktie
n/a
n/a
n/a
7,61
10,60
KBV
n/a
n/a
n/a
1,81
1,61

An den Zahlen sieht man eigentlich gut, was passiert ist: 2007-2009 in privaten Besitz mit einer Eigenkapitalquote <20%; nach dem IPO mit Kapitalerhöhung und Schuldentilgung eine neue Eigenkapitalquote von >40%. Zu der Verdoppelung des Gesamtkapitals 2008 und des Gewinns 2009 ist zu sagen, dass das Unternehmen im Jahr 2008 die grösste Einzelübernahme mit der Albert Spiess AG getätigt hat und diese auch über Kredite finanzierte.

Wendet man eine DuPont Analyse an, um sich die EK-Rendite genauer anzugucken, sieht man, dass sich die Netto-Marge über all die Jahre nicht gross verändert haben kann. Dagegen ist das Leverage von 5,68 (Gesamtkapital/Eigenkapital) auf 2,29 gefallen. Eine detaillierte Auflistung der Gewinne zeigt dann auch genau diesen Sachverhalt und dazu die stabile Cash-Generierung.

Gewinn- und Verlustrechnung:

2007
2008
2009
2010
2011E
Gross sales
326,87
470,584
509,23
513,894
521,337
Reduction in gross sales
-6,044
-7,271
-8,553
-8,369
-7,971
Revenues
320,826
463,313
500,677
505,525
513,367
Growth (%)
44.4%
8.1%
1.0%
1.4%
Raw material / goods and services purchased
-172,517
-279,584
-299,902
-299,281
-307,072
Changes in inventories
-937
746
-392
-2,588
2,053
Personnel expense
-70,67
-85,609
-91,016
-91,932
-93,805
Other operating income
1,533
1,265
760
1,296
984
Other operating expense
-45,242
-55,136
-57,946
-58,832
-60,199
EBITDA
32,993
44,994
52,18
54,187
55,328
Margin (%)
10.3%
9.7%
10.4%
10.7%
10.8%
Depreciation / impairment – tangible assets
-7,751
-9,468
-10,292
-10,49
-11,037
Amortisation – intangible assets
-720
-2,535
-3,059
-3,219
-3,26
EBIT
24,522
32,991
38,829
40,478
41,031
EBIT Margin (%)
7.6%
7.1%
7.8%
8.0%
8.0%
Financial income
878
1,219
1,014
703
868
Financial expense
-6,265
-16,938
-8,283
-8,742
-7,794
Profit before taxes
19,135
17,272
31,56
32,439
34,105
Income tax expense
-4,956
-5,121
-7,588
-5,504
-7,503
Profit for the year
14,179
12,151
23,972
26,935
26,602
Net Profit Margin
2.6%
4.8%
5.3%
5.2%

Die Margins beziehen sich immer auf die Revenues (Umsätze). Hier sieht man, wie stabil das Geschäft von Orior ist und welche Margen sie konstant erreichen. Dieses ist im Nahrungsmittelbereich wenig überraschend, da dieser nur sehr gering auf konjunkturelle Schwankungen reagiert. Die relativ hohen Umsatz-Margen im Vergleich zu Konkurrenten wie Nestle oder Bell können dadurch erreicht werden, dass Orior sich auf Spezialitäten/das Premiumsegment und die Schweiz konzentriert.

Grösste Schwäche

Gerade in der regionalen Konzentration liegt aber auch Oriors grösste Schwäche. Der Schweizer Markt ist durch hohe Hürden im Nahrungsmittelmarkt relativ gut gegen das europäische Ausland abgeschottet. Diese Abschottung ist in den letzten Jahren aber merklich schwächer geworden. Gleichzeitig wird das Retail-Geschäft von zwei Anbietern Migros und Coop dominiert, die 70% des Umsatzes innerhalb der Schweiz und auch bei Orior ausmachen. Die CFO von Orior beteuert zwar, dass sie auch Aufträge ablehnen, wenn die Marge nicht stimmt. Realistisch ist aber, das die beiden grossen Retailer, wenn sie den wollen, die Margen-Presse anlegen könnten – anscheinend war dies in der Vergangenheit nicht der Fall.

Mit dem starken Schweizer Fragen und den Problemen, welches dies für die gesamte Retailbranche nach sich zieht, könnte dies aber in Zukunft anders sein. Als persönliches Beispiel: Ich kaufe seit einem halben Jahr meine Lebensmittel grösstenteils in Österreich (40km entfernt) ein, weil ich dort 50% spare.

Gleichzeitig hat Orior bis auf in einer Nische „Bündnerfleisch“ auch keine Monopolstellung und könnte von jedem mit genug Kapital kopiert werden. Eine gewisse Markenstärke mit Rapelli und Spiess ist zwar gegeben, ein Grossteil der Produkte 2/3 sind aber No-Name-Produkte für die Handelsmarken.

Gleichzeitig gilt für Euro-Investoren zurzeit eher die Finger von Schweizer Titel zu lassen, ausser man geht vom Scheitern des Euros aus, da der Schweizer Franken zurzeit über der Kaufkraftparität bei ca. 1,30 CHF/EUR liegt und Aufwärtspotenzial durch die Schweizer Nationalbank vollständig verhindert wird.

Fazit

Trotzdem finde ich Orior als Titel, den man weiter verfolgt, spannend und bei einem gewissen Track-Record und besseren Wechselkurs durchaus eine Alternative zu den grossen Lebensmittelproduzenten innerhalb Europa, allen vorweg Nestle. Der Vollständigkeit halb füge ich hier noch meinen „Easy Buffett“ ein. Da die Daten aber deduktiv sind, hat er keinen sehr hohen zusätzlichen Aussagewert und ich spreche trotz guter Zahlen auch keine Kaufempfehlung sondern eine reine Watchempfehlung aus.

Easy Buffett:
aktueller Kurs
47
Buchwert
29
aktueller Gewinn
4,35
Einstandsrendite
9,26%
ØEigenkapitalrendite
15%
Ausschüttungsquote
40%
EK-Wachstum
9%
Jahre n
10
Buchwert in n Jahren
68,65
Gewinn in n Jahren
10,3
KGV
10
Kurs in n Jahren
103
∑Dividenden in n Jahren
29,3
Rendite
10,90%

Erklärung des Easy Buffett.

Der Eintrag basiert auf der CFA-Challange (einem Wettbewerb zur Unternehmensanalyse), den ich zusammen mit vier Kollegen an der Universität absolviert habe.

Unternehmensanalyse Wacker Chemie AG

Unternehmensanalyse: Wacker Chemie AG

Die Wacker Chemie AG ist eigentlich auf den ersten Blick kein erkennbarer Value-Wert. Weder handelt es unter Buchwert (KBVQ3/11=1,21), noch gibt es eine erkennbare Monopolstellung. Weshalb werfe ich als Value-Investor trotzdem einen Blick auf diese Aktie? Weil ich nach Über- oder Untertreibungen von „Mr. Market“ Ausschau halte. Übertreibungen sollte ein Value-Investor grundsätzlich zum Verkauf nutzen – Untertreibungen zum Kauf! Unter- und Übertreibungen sind nicht einfach erkennbar.

Guter Screening-Prozess

Um nicht alle Unternehmen analysieren zu müssen, konzentriere ich mich auf Extrementwicklungen innerhalb einer Auswahl von Aktien (z.B. dem MDAX). Hierbei fällt mir auf, dass sich innerhalb des MDAX Heidelberg Druckmaschinen (-55%), Gagfah (-50%), Kloeckner & Co (-46%) sowie Wacker Chemie (-45%) in den letzten 12 Monaten am schlechtesten entwickelt haben. Eine schlechte Kursentwicklung ist weder eine notwendige noch eine hinreichende Bedingung für eine Unterbewertung. Sie ist aber in vielen Fällen ein gutes Indiz um dieses Unternehmen fundamental einmal genauer unter die Lupe zu nehmen. Da ich bei Heidelberg Druckmaschinen, Gagfah und Kloeckner die Gründe für die Kurseinbrüche kenne, konzentriere ich mich auf die Wacker Chemie AG.

Die Analyse de Wacker Chemie AG

Grundsätzlich sind meine Analysen sehr zahlenlastig, was eine gewisse Gefahr birgt. Ich bevorzuge Unternehmen, bei denen ich dir Produkte verstehe und das Management kenne, so eng wie Warren Buffet bei der Auswahl der Unternehmen bin ich aber nicht.

Für mich ist es wichtig den Markt zu verstehen: Wofür werden die Produkte verwendet und erfüllen die Endprodukte einen Nutzen? Ich muss nicht verstehen, wie das Produkt hergestellt wird und wie man es genau verwendet.

Die Gefahr, die sich daraus ergibt, besteht darin, dass ich neue Substitute auf dem Markt nicht rechtzeitig erkenne und einen damit einhergehenden möglichen Niedergang des Unternehmens. Aus diesem Grund bevorzuge ich Unternehmen, die sich auf eine Branche spezialisiert haben, aber gleichezeitig eine breite Palette von Produkten anbieten, die nach Möglichkeit viele Anwendungsgebiete besitzen.

Die Chemie von Wacker Chemie hat viele Anwendungsgebiete

Chemiefirmen wie Wacker Chemie erfüllen diesen Anspruch. Beim Management gibt es gewisse no-go’s (z.B. unbegründeter Aktienverkauf oder uneingestandenes Betrugs-/Fehlverhalten), ansonsten bin ich aber der Überzeugung, dass dummes Management aus einer Perle kein Verlust machen kann und kluges Management aus Schrott kein Gewinn, jedenfalls nicht im ordentlichen Betrieb und ohne Zustimmung der Aktionäre. Das Management der Wacker Chemie listet für die letzten 12 Monate nur Nettokäufe auf, was ich positiv bewerte, auch sonst sehe ich keine offensichtlichen Verfehlungen, wobei ich ausschliesslich den CEO Rudolf Stuadigl gegoogelt habe.

Als nächstes schaue ich mir die Ad-hoc-Meldungen an um eine Erklärung für den Kurseinbruch des letzten Jahres zu bekommen – als wahrscheinlichsten Grund erscheint mir die Annahme einer Rezession innerhalb Europas und die Krise der Solarindustrie. Die Annahme einer Rezession ist für einen Value-Investor grundsätzlich gut, da sich die meisten Unternehmen im Gegensatz zu den meisten Anlegern auf eine Rezession vorbereiten und die grössten Schnäppchen in dieser Zeit zu finden sind. Viele Menschen missverstehen die Börse hierbei und investieren zu spät, da während einer Rezession die Börsenkurse bereits wieder zu steigen beginnen. Der Grund ist die Annahme eines zukünfitgen Aufschwungs!

Ein guter Value-Investor sollte die Aufs und Abs der Börse als Chancen sehen. Seine Strategie aber niemals davon allein abhängig machen. Zu der Krise der Solarindustrie ist zu sagen, dass es tatsächlich eine Überkapazität bei den Modulherstellern gibt. Der Solarmarkt aber gleichzeitig ein überdurchschnittliches Wachstum zeigt und diese auch vom Megatrend „Ökologie“ gestützt wird. Die Frage ist also, ob es auch eine Überkapazität bei den Chemiezulieferern gibt? Dies scheint für einen intakten Markt (keine Rezession/kein Boom) nicht der Fall zu sein. Bei der folgenden Analyse konzentriere ich mich also insbesondere auf die bilanzielle Gesundheit von Wacker Chemie, die einer Rezession standhalten muss.

Datum
Q3/2011
EBIT in Mio*
855,40
Mitarbeiter
17.133
Ergebnis in Mio*
560,00
Freefloater
29%
EK-Rendite
20,75%
Anzahl Aktien
49.677.983
Bereinigte EK%
20,57%
EK in Mio.
2699,00
E/A
11,27
Minderheiten in Mio
23,00
Dividende*
3,20
Gesamtkapital in Mio
6.125,70
in%
4,85%
EK-Quote
44,4%
KGV
5,85
Buchwert je Aktie
54,33
Cash pro Aktie
12,32
KBV
1,21
aktueller Kurs
66,00
*Schätzungen
Jahr
Gewinn
Eigenkapital
EK-Rendite
2004
16
909
2%
2005
144
933
15%
2006
312
1570
20%
2007
422
1850
23%
2008
438
2080
21%
2009
-70
1925
-4%
2010
490
2422
20%
2011
560
2699
21%
Durchschnitt:
15%
Easy Buffett:
aktueller Kurs
66
Buchwert
54
aktueller Gewinn
8,1
Einstandsrendite
12,27%
ØEigenkapitalrendite
15%
Ausschüttungsquote
30%
EK-Wachstum
11%
Jahre n
10
Buchwert in n Jahren
146,6
Gewinn in n Jahren
21,98
KGV
9
Kurs in n Jahren
197,9
∑Dividenden in n Jahren
45,13
Rendite
13,92%

Erklärung des Easy Buffett.

Fazit:

Die Interpretation der Daten zeigt, dass es während einer Rezession (z.B. 2009) von Verlusten ausgegangen werden muss, dies ist bei einem Zykliker nicht überraschend. Die im Aufschwung kompensierende EK-Rendite von 20% ist nicht sonderlich hoch, scheint seit Börsengang aber ziemlich konstant zu sein. Ein Grund für die niedrige EK-Rendite liegt sicher in der hohen Eigenkapitalquote, die aber die notwendige Sicherheit für eine Rezession gibt.

Zum Vergleich BASF hat ebenfalls eine hohe EK-Quote von 40%. Mithilfe des „Easy Buffett“ lässt sich die voraussichtliche jährliche Rendite für die nächsten 10 Jahre errechnen. Den „Easy Buffett“ werden ich in einem späteren Artikel noch einmal genauer erklären. Auf jeden Fall kommt er für ein relativ moderates KGV von 9 zu einer durchschnittlichen jährlichen Rendite von knapp 14%. Was im derzeitigen Zinsumfeld herausragend ist. Der Kurseinbruch des letzten Jahres scheint für mich eine Überreaktion auf eine mögliche Rezession zu sein.

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