Unternehmensanalyse: Ahlers AG
Gute Führung, gute Marken, ein Hauch von Mailand und Paris in Norddeutschland?
Nachdem ich eine Liste der Dividenden-Titel mit der längsten Auszahlungshistorie in Deutschland erstellt habe, möchte ich diese nutzen. Eine lange Dividendenhistorie zeigt Stabilität und Rentabilität einer Firma. Weitere Dividenden Listen findet ihr unter: „European Dividend Evergreens“ und „US Dividend Aristocrats“.
Listen mit bestimmten Value-Merkmalen sind für wertorientierte Anleger gute Anhaltspunkte um sich auf die Suche nach herausragenden Unternehmen zu machen und nicht wahllos die Nadel im Heuhaufen zu suchen. Neben der Bewertung des Unternehmens ist natürlich der Preis ein entscheidendes Kriterium für einen Kauf. Umso mehr vertrauensvolle Bewertungen ein Investor von guten Unternehmen zur Verfügung hat, umso wahrscheinlicher wird es, dass er eine Investition findet, die er mit einer grossen Sicherheits-Marge kaufen kann.
Das einzige Unternehmen, welches ich von der deutschen Liste nicht kannte, war die Ahlers AG. Die Ahlers AG ist nach eigenen Angaben einer der grössten Herrenmode-Hersteller Europas. Die Kernmarken sind: BALDESSARINI, OTTO KERN, PIERRE CARDIN, JUPITER, GIN TONIC, PIONIER WORKWEAR, PIONIER JEANS & CASUALS, PIONEER AUTHENTIC JEANS. Einige der Marken sind mir ein Begriff, vor allem im Premium-Segment, sodass man von einer gewissen Markt- und Preismacht ausgehen kann. Allerdings sehe ich die Modebranche als ein unsicheres Geschäft an, bei dem Marken oft gehypt und wieder fallen gelassen werden. Bei Herrenmode scheint mir der Effekt aber weniger stark ausgeprägt als bei Frauenmode. Ein Teil der Umsätze wird mit weissen und hellblauen Hemden erzielt. Hier ändert sich zwar auch der Schnitt über die Zeit, aber grosse modische Schnitzer sollten einem eigentlich nicht unterlaufen.
Mir gefällt ausserdem, dass die Ahlers AG bereits seit 1919 existiert, seit 1987 gelistet ist und seit der Listung durchgehen Dividenden gezahlt hat. Auch wenn die Auszahlungsquote der letzten Jahre hoch ist und die Auszahlung schwankt, spricht dies für eine nachhaltige Geschäftspolitik (siehe Tabelle1).
Tabelle 1: Gewinne und Dividenden 2000 – 2011 |
||||
Jahr | Gewinn pro Aktie | Dividende | Ausschüttungsquote | |
2011 |
0,72 |
0,65 |
90% |
|
2010 |
0,62 |
0,55 |
89% |
|
2009 |
0,33 |
0,30 |
91% |
|
2008 |
0,00 |
0,65 |
N/A |
|
2007 |
0,67 |
0,65 |
97% |
|
2006 |
0,00 |
2,95* |
N/A |
*Verkauf eterna Mode AG |
2005 |
1,21 |
0,95 |
79% |
|
2004 |
1,08 |
0,90 |
83% |
|
2003 |
0,90 |
0,82 |
91% |
|
2002 |
0,84 |
0,82 |
98% |
|
2001 |
0,90 |
1,17 |
131% |
|
2000 |
1,03 |
1,17 |
113% |
|
Durchschnitt |
96% |
Die nachhaltige Geschäftspolitik spiegelt sich auch in der Aktionärsstruktur wieder. Die Stammaktien sind zu 75% in Besitz der Familienstiftung Ahlers. Neben den Stammaktien gibt es auch noch die etwas teureren Vorzugsaktien mit höheren Dividenden. Diese sind am Markt liquider, da die Familienbeteiligung niedriger ist. Insgesamt hält die Familie Ahlers aber mehr als 50% am genehmigten Kapital und kann damit grösstenteils allein über das Unternehmen entscheiden.
Die Geschäftsleitung ist 2005 von dem Vater auf die Tochter übergegangen. Diese macht auf mich einen besonnenen und fähigen Eindruck, das Unternehmen in der Zukunft weiter erfolgreich zu führen. Anhaltspunkte dafür sind in einem Welt-Zeitungs-Artikel nachzulesen. So wurde das Unternehmen in den letzten Jahren auf Premium-Marken fokussiert. Eingeleitet durch den Verkauf der eterna Mode AG 2006 wurden unter anderem der Konzern neu strukturiert und sämtliche Anteile and der Baldesarini GmbH & Co. KG erworben. Die Strukturveränderung lässt sich gut an der Eigenkapitalentwicklung von 2005 auf 2006 sehen (siehe Tabelle 2). Hier wurde unter anderem auch die Eigenkapitalquote von 40% auf über 60% angehoben und damit der Verschuldungsgrad abgebaut. Die Entwicklung der EK-Rendite vor allem in den letzten vier Jahren sieht vielversprechend aus. Der Konzernumbau ist damit vom heutigen Standpunkt aus als Erfolg zu werten, auch wenn die Gewinne vor dem Verkauf insgesamt bei niedrigerem Eigenkapital höher waren.
Tabelle 2: Eigenkapital und EK-Rendite 2000 – 2011 (in Mio. EUR) |
||||
Jahr | Gewinn | Eigenkapital | Ek-Rendite | |
2011 |
10,1 |
113,5 |
8,9% |
|
2010 |
8,5 |
113,0 |
7,5% |
|
2009 |
4,8 |
107,1 |
4,5% |
|
2008 |
0,3 |
120,4 |
0,2% |
|
2007 |
9,7 |
129,0 |
7,5% |
|
2006 |
-0,1 |
162,4* |
-0,1% |
*Verkauf eterna Mode AG |
2005 |
17,4 |
78,0 |
22,3% |
|
2004 |
15,6 |
74,0 |
21,1% |
|
2003 |
13,0 |
69,4 |
18,7% |
|
2002 |
12,1 |
107,2 |
11,3% |
|
2001 |
12,9 |
108,5 |
11,9% |
|
2000 |
14,9 |
108,7 |
13,7% |
|
Durchschnitt |
10,6% |
Fazit
Das Fazit für den Anleger ist, dass die Ahlers AG ein gut geführter Herrenmodeausstatter im Familienbesitz ist. Er ist langfristig profitable und solide aufgestellt. Die derzeitige Geschäftsführung scheint mit fähig zu sein das Unternehmen auch in der Zukunft so weiter zu führen. Das gute Gesamtbild wird durch eine nachhaltige Dividendenpolitik unterstrichen, die auf eine beeindruckende Auszahlungshistorie zurückblickt. Insgesamt ist die Ahlers AG ein Unternehmen, welches einem langfristig ausgerichtetem Value-Investor ruhig schlafen lässt. Einmal in Portfolio sollte man die Börse nicht mehr betrachten und sich an dem jährlichen Zins (Dividende) erfreuen. Betrachtet man die derzeitigen Zahlen im Verhältnis zum aktuellen Kurs, sieht man jedoch, dass ein Sicherheitsabschlag zurzeit leider nicht gegeben ist. Die Ahlers AG ist in meinen Augen sogar etwas teuer. Ich werde sie definitiv in meine Watchlist aufnehmen jedoch erst kaufen, wenn sie um 20-30% vom aktuellen Kurs gefallen ist.
Easy Buffett: |
|
aktueller Kurs |
9,6 |
Buchwert |
8,65 |
aktueller Gewinn |
0,865 |
Einstandsrendite |
9,01% |
ØEigenkapitalrendite |
10% |
Ausschüttungsquote |
90% |
EK-Wachstum |
1% |
Jahre n |
10 |
Buchwert in n Jahren |
9,555 |
Gewinn in n Jahren |
0,955 |
KGV |
10 |
Kurs in n Jahren |
9,555 |
∑Dividenden in n Jahren |
8,192 |
Rendite |
6,34% |
Erklärung des Easy Buffett.
Wenn man sich die aktuellen Werte der Ahlers AG anschaut, dann haben diese ihre Ziele verfehlt. Man darf gespant sein, wie es da weitergeht.