Mythen über das Investieren (Teil2)
In der folgenden Artikelserie, gucke ich mir Mythen, vermeintliche Mythen, Weisheiten und sonstige Regeln über das Investieren an und hinterfrage sie mit meiner persönlichen Einstellung und Wissen.
5. Ein Schweizer Nummernkonto ist anonym
Abgesehen davon, dass es praktisch kein Schweizer Bankgeheimnis mehr gibt – zumindest nicht für ausländische Kunden – gibt es und gab es in der Schweiz nie anonymen Konten. Ein Nummernkonto ist ein Konto, das durch eine Nummer an Stelle eines Namens gekennzeichnet ist. Hierdurch wird gewährleistet, dass Kassentransaktionen und Überweisungen mit einer höchstmöglichen Diskretion ausgeführt werden können. Die Identität eines Nummernkontoinhabers ist nur dem Kontoverwalter und einer Handvoll ausgewählter Leute bekannt.
6. Die Finanzmärkte sind effizient
Effizient bedeutet in diesem Sinne, dass sämtliche Informationen im Markt verarbeitet sind und es zu keinen Fehlbewertungen kommen kann, da diese von den Marktteilnehmern sofort entdeckt und ausgeglichen würden. Die Aussage „Finanzmärkte sind effizient“ ist somit gleichzusetzten mit dem Mythos des unfehlbaren Marktes. Ohne ins Detail zu gehen möchte ich fragen, ob ein System in dem Menschen tätig sind unfehlbar sein kann? Des Weiteren möchte ich auf zwei gute Artikel zu diesem Thema verweisen:
Unterschied: Aktien und Unternehmen
7. Einzelaktien sind immer extrem risikoreich. Diversifikation nicht.
Um plakativ zu sein. Was ist riskanter: 5’000 Euro in Nestlé Aktien zu investieren oder je 1’000 Euro in griechische, zypriotische, spanische, portugiesische und italienische Aktien? Richtig. Es kommt darauf an.
Es kommt darauf an wie viele verschiedene Aktien und welche. Das ist auch die Antwort zu diesem Mythos. Diversifikation glättet die Anlageentscheidung. Sind die gewählten Unternehmen schlecht, kann man mit Diversifikation gegenüber Einzelaktien tatsächlich besser abschneiden. Auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn. Ist eine Unternehmen dagegen gut und man findet kein vergleichbares zweites, verliert man mit Diversifikation im Schnitt. Trotzdem würde ich jedem, der nicht 100 %-ig hinter einem Unternehmen stehen kann und keinen Totalverlust erleiden möchte/kann, immer zu Diversifikation raten. Auch wenn das Portfolio nur zwei Anlagen z.B. aus Cash und einer Aktie bestehen sollte.
8. Wenn Kurse steigen, gibt es an der Börse mehr Käufer als Verkäufer und andersherum
Wenn man den Wirtschaftsteil der Lokalzeitung aufschlägt, dann ist oft zu lesen, dass die Kurse gestiegen sind, weil es mehr Käufer als Verkäufer gab oder sie gefallen sind, weil es mehr Verkäufer als Käufer gab. Um den Mythos direkt aufzulösen: Würde es mehr Käufer als Verkäufer geben, wäre der Preis des Wertpapieres ∞. Würde es mehr Verkäufer als Käufer geben, wäre der Preis des Wertpapiers 0. Beides Werte, die man an der Börse nicht sieht.
Der Grund hierfür ist, dass sich Aktien immer im Besitz eines Aktionärs befinden. Wenn Sie eine Aktie kaufen wollen, müssen Sie jemanden finden, der Ihnen eine verkauft. Gleiches gilt auch für das Verkaufen. Für jeden Aktienkauf gibt es deshalb immer nur einen Käufer und einen Verkäufer. Dieselbe Aktie kann nicht zeitgleich an zwei verschiedene Leute verkauft oder von zwei verschiedenen Leuten gekauft werden. Es kann zwar sehr viele Interessenten geben, aber immer nur einen einzigen Käufer oder Verkäufer.
Wenn ein Kurs steigt und ein höherer Preis für die Aktie bezahlt wird, gibt es auf der anderen Seite trotzdem nur einen Käufer und eine Verkäufer. Das gleiche gilt für einen fallenden Kurs und einen niedrigeren Preis für eine Aktie. Es gibt nur einen Verkäufer und einen Käufer.
Kennt ihr noch weitere Mythen, vermeintliche Mythen, Weisheiten oder sonstige Regel über das Investieren, die ihr besprochen haben wollt? Ich freue mich über eure Kommentare!
Gut geschrieben, gefällt mir. Vielen Dank dafür.
Den Irrglauben an einen effizienten Markt kann man sofort und unmittelbar mit folgender einfachen Überlegung widerlegen: eine Information wird vom Unternehmen verbreitet und somit ist sie allen Martteilnehmern gleich zugänglich. Die therorie des effizienten Marktes behauptet nun, alle Marktteilnehmer würden diese Information in ihren Handlungen (Kauf oder Verkauf) mit berücksichtigen, weil sie die Information haben KÖNNTEN. Achtung, Konjunktiv! Tatsache aber ist, dass nicht jeder Marktteilnehmer die Information kennt, nur weil er sie kennen könnte. Und wenn auch nur ein Marktteilnehmer handelt, ohne alle Informationen dabei zu berücksichtigen (auch wenn er es könnte), KANN der Markt gar nicht effizient sein, denn dazu müsste jeder einzelne Teilnehmer effizeint sein und entsprechend handeln. Nur weil ich weiß, dass Schokolade dick macht, heißt das noch lange nicht, dass ich mich auch entsprechend verhalte…