Schnäppchen beim Investieren

Wenn der Fokus auf Schnäppchen beim Investieren zu weit geht

Anleger sollten sich bei der Suche nach Investitionsmöglichkeiten mit überdurchschnittlichen Renditen in Acht nehmen. Wie sich zeigt, sind nämlich die günstigsten Papiere oft nicht immer die besten.

Natürlich wird ein Unternehmen meist über das Kurs-Gewinn Verhältnis bewertet. Jedoch bevorzugen Value Investoren oft zumindest auch als zusätzliche Info auch das Kurs Buchwert Verhältnis (aus theoretischer Sicht, ist die DCF Methode die richtige, jedoch sind die dafür erforderlichen Variablen oft schwer abschätzbar da es sich um zukünftige Prognosewerte handelt).

Für Anleger, die sich gerne auf das Kurs-Buchwert-Verhältnis als Gradmesser für die Investitionsentscheidung verlassen, mag dies überraschend kommen. Es sei jedoch gesagt, dass der Buchwert eine Messgröße des Firmenwertes ist und Wertpapiere, welche um einen sehr niedrigen Preis verkauft werden, meist als „Schnäppchen“ gesehen werden.

Dieser Ansichtspunkt wurde in einer Studie von Kenneth French, eine Professor der Dartmouth Universität auch bestätigt. Aktien mit niedrigem Kurs-Buchwert-Verhältnis performen besser, als Aktien mit hohem Kurs-Buchwert-Verhältnis.

In dieser Studie von 1926 bis 2001 erzielte die niedrige Kurs-Buchwert-Verhältnisgruppe jährliche Gewinne von 19,7 %, die andere Gruppe erzielte jedoch nur 6,2 % p.a.. Daher bevorzugen Investoren Aktien mit einem niedrigen Kurs-Buchwert-Verhältnis.

Können Investoren sogar höhere Renditen erzielen?

Generell gesehen, erzielen Aktien mit einer kleinen Markkapitalisierung höhere Renditen als größere. Dies ist durch empirische Studien der letzten achtzig Jahre bestätigt. Daher erzielen Aktien mit einer kleinen Marktkapitalisierung und einem niedrigen Kurs-Buchwert-Verhältnis sogar noch höhere Renditen. Die Forschung von Professor French bestätigt ebenfalls diese Resultate. Als er die Aktien nach Größe und Buchwertverhältnis sortierte, erzielten die untersten 10 % eine Rendite von 23,5 % per anno. Dies ist außerordentlich hoch. Nicht umsonst sagte Warren Buffett mal, dass er Renditen von ca. 50% p.a. auch heute noch erzielen könnte, wenn er nur bis USD 10 Mio. investieren müsste.

Beim Investieren in Small Caps Aktien gibt es daher praktische Probleme bei der Umsetzung. Aktien kleiner Unternehmen sind sehr illiquide, handeln nicht oft und haben hohe Spreads zwischen den Bid- und Ask-Preisen. Auch ist es oft nicht möglich größere Volumina zu investieren.

Lt. der Studie von Prof. French ist wenn man die Aktien kleiner Unternehmen in vier Gruppen unterteilt (nach Größe sortiert), nicht die Gruppe mit dem niedrigsten Kurs-Buchwert-Verhältnis die ertragreichste, sondern eine Gruppe darüber.

Die Moral der Geschichte?

Man sollte weiterhin günstige Aktien kaufen, jedoch nicht jene mit einem extrem günstigen Kurs-Buchwert-Verhältnis.

Autor:

Nery Alaev gilt dank seiner Arbeitserfahrung bein namenhaften Finanzinstituten als erfahrener Investor.

6 Kommentare
  1. Alex sagte:

    Werde ich wohl auch mal ein Auge auf ein niedriges KBV Verhältnis werfen. Vielleicht kann ich dann auch meine Rendite ein bisschen steigern. Danke für die sehr aufschlussreiche Zusammenfassung dieses Themas

  2. dieter stüttgen sagte:

    Hallo zusammen, es gibt, so glaube ich, 2 Gruppen von Unternehmen (Aktien), die es einzuteilen gilt: 1) Aktien, die ihre Kapitalkosten erwirtschaften und demnach vorwiegend aufgrund ihrer guten Ergebnisse bewertet werden müssen, was der Kapitalmarkt ja auch macht. Diese Unternehmen schaffen Mehrwert jeden Tag für das Unternehmen, was nicht notwendigerweise gleichbedeutend ist mit Gewinnen für den Aktionär. Fällt die Gewinnmarge, wie oben im Beispiel Whole Foods Market dargestellt, haben diese AKtien auch sehr viel zu verlieren. So lange es aber gut geht und diese Unternehmen bei gleicher Marge weiter wachsen können, haben es die Aktionäre eigentlich mit einem Goldesel zu tun. Es sei denn, die Bewertung der Aktie ist utopisch. 2) Aktien, die ihre Kapitalkosten nicht erwirtschaften. Dabei handelt es sich um Unternehmen, denen ein Investor eigentlich raten muss, schliesst euer Geschäft und legt das Geld, dass ihr dann aus dem Unternehmen heraus bekommt, auf die Bank. Natürlich werden diese Aktien entsprechend vom Kapitalmarkt behandelt und daher liegt der Maßstab nicht mehr auf den Gewinnen, sondern auf der Substanz. Die Folge ist eine niedrige Bewertung (niedriges KBV) und eine Wertorientierung am Eigenkapital. Werden diese Unternehmen irgendwann profitabel und können nachhaltig ihre Kapitalkosten verdienen, ist eine gravierende Neubewertung vom Kapitalmarkt fällig. Fazit: Was ist nun besser für einen Anleger. Gruppe 1 oder Gruppe 2? Ich würde schreiben, es kommt auf die Zukunft des Unternehmens an. Gruß D. Stüttgen

  3. Nery Alaev sagte:

    Es ist auf die lange Sicht gesehen viel einfacher besser zu performen wenn die Erwartungen sehr niedrig sind. Diese niedrige Erwartungen an die Firma spiegeln sich durch den niedrigen Kurs oder KBV wieder. Weiters ist es auf die lange Sicht sehr schwierig immer wieder sehr hohe Erwartungen weiter zu übertreffen (was notwendig ist für steigende Aktienkurse). Kurzfristig geht dies, aber langfristig nur unter bestimmten Voraussetzungen. Oft sind die KBV so hoch und die Barriers to Entry einer Branche nicht hoch genug dass Konkurrenten durch den Kauf von Assets der Firma mit den hohen Gewinnerwartungen Geschäft wegnehmen. Ein gutes Beispiel ist Whole Foods in den USA. Die Aktie war teuer, die Erwartungen hoch. Irgendwann einmal doch begannen Konkurrenten dasselbe Produkt anzubieten in ihren Supermärkten. Die Erwartungen sanken und auch der Kurs.

  4. Marfir sagte:

    Ja gut möglich. Stark wachsende Unternehmen und Unternehmen mit theoretisch super Zukunftsaussichten werden deutlich über Buchwert gehandelt. Wenn Apple, Google, Amazon, Tesla & Co. irgend wann nicht mehr wachsen, könnte das zu einer starken Korrektur führen. Nur gibt es dabei ein Problem. Wenn ein Unternehmen viel ausschüttet (Dividende, Aktienrückkäufe), dann sind Bewertungen nach KCV/KGV sehr günstig, nur das KBV erhöht sich (da kaum Geld im Unternehmen verbleibt). Man kann es Investoren nicht verübeln, wenn sie auf den Gewinn und cash flow schauen. Für viele Branchen ist das der relevante Erfolgsmesser anstatt die Betrachtung des KBV. Eine Fokussierung auf das KBV macht meiner Meinung nach dort Sinn, wo ein kapitalintensives Geschäft vor liegt (ein Bergbauunternehmen z. B.). Das mit den 4 Gruppen von kleinen Unternehmen leuchtet mir nicht ein. Wie sehen diese Gruppen aus?

  5. TomB sagte:

    Marfir: meine (Teil-) These ist, dass es auch ‚anders herum‘ funktioniert: Investoren sind oft zu optimistisch und bezahlen deswegen zu hohe KBVs. Sprich, die fallen dann im Schnitt stärker. Im direkten Vergleich schneiden Unternehmen mit niedrigem KBV deswegen, relativ gesehen, gut ab. Tom

  6. Marfir sagte:

    Danke für den Artikel! Aber warum ist das mit dem niedrigen KBV so rentabel? Weil es sehr zyklische Unternehmen sind? Oder sind es Unternehmen die Verluste geschrieben haben und deshalb so niedrig bewertet wurden, bis sie die Wende geschafft haben?

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