Einladungskarten Berkshire

Value Investoren Treffen 2017 in Omaha oder die Reise zum „Woodstock for Capitalists“ No.2

Letzte Woche vom 04.05.-06.05.2017 war ich das zweite Mal in meinem Leben in Omaha. Nach dem gigantischen Treffen 2015 zur Jubiläumshauptversammlung waren dieses Mal nur ca. 30 000 Menschen in der 430 000 Einwohnerstadt Omaha. Eine der amerikanischsten Städte der Welt. Wenn man sich die Autos wegdenkt und Downtown in einem der Restaurants sitzt, erwartet man eigentlich, dass ein Cowboy um die Ecke reitet.

Neben der Hauptversammlung war ich auch dieses Mal wieder auf einer zweitägigen Konferenz deutscher Value Investoren. Wie 2015 hätte sich die Reise allein für den Austausch hier gelohnt. Wir waren ca. 60 Investoren, die wieder das ganze Spektrum des Value Investing abdeckten – von Graham- bis Fisher-Style, von Schülerinnen bis Pensionisten, von Privatinvestoren bis zu Fondsmanagern, von Angestellten bis zu Selbständigen, von Studenten bis Doktoranden. Spannend ist hier die Erkenntnis, dass viele im Gegensatz zu 2015 keine Aktienidee mit voller Überzeugung vorstellen können. Einfach, weil sie keine gute Idee gefunden hatten bzw. ihnen die Kurse zu teuer erschienen.

Aber kommen wir zu Hauptversammlung

Berkshire Hathaway hatte am Samstag den 06. Mai 2017 zur 52. Hauptversammlung unter der Führung von Warren Buffett geladen – eine Mischung aus Party und Happening. Der kleine offizielle Teil ist um 15:30 Uhr, an dem über die Proxy Statements abgestimmt wird. Ein gängiges Verfahren in den USA, damit alle Eigentumsrechte vollständig vertreten sind. Als Aktionär kann man vorher über die Proxy Statements Einfluss nehmen.

Interessanter an der Hauptversammlung ist jedoch die Frage-und-Antwort-Runde vor der Abstimmung mit Warren Buffet und Charlie Munger. Diese beginnt um 8:30 Uhr mit einem Company Movie, indem sich mit viel Humor Warren Buffett, Charlie Munger und die einzelnen Firmenbeteiligungen vorstellen. Der Film ist sehr unterhaltsam und entsprechend kurzweilig. Etwas langwieriger war für mich dann der Teil danach. Nachdem beim zweiten Mal der „Neu“-Effekt weg war, gibt es doch viele Dinge, die sich bei Waren Buffett wiederholen.

Deshalb die wichtigsten Punkte, die ich mitgenommen habe:

  1. Waren Buffett und Charlie Munger haben Google erkannt und sich bei uns Aktionären entschuldigt nicht investiert zu haben. Ich habe nach der Hauptversammlung in vielen Zeitungen darüber gelesen, was Warren Buffett alles zu Apple, IBM, Amazon und Google gesagt hat. Das war auch für mich mit das interessanteste an der Hauptversammlung. Apple hat er als Konsumgüterhersteller bezeichnet, nicht als Tech-Company. Zu IBM hat er sich eigentlich nicht sehr detailliert geäussert, obwohl die Frage spannend ist, warum er derzeit seine Position reduziert. Zu Amazon hat er gesagt, dass er in Jeff Bezos einen der grössten Manager unserer Zeit sieht und er nicht geglaubt hat, dass dieser seinen Plan, den er Ende der 90er Jahre aufgezeigt hat, in dieser Grössenordnung umsetzen kann. Anders Google. Google erschien schon Anfang des neuen Jahrtausend auf Warren Buffett‘s und Charlie Munger’s Radar, als Geico (eine der grössten Berkshire Beteiligungen) 10,- USD und mehr für KFZ-Versicherungsanzeigen bei Google zahlte. Und jedes Geschäft, wo einer 10,- USD für einen Klick zahlt, ist ein gutes Geschäft mit einem Moat. Dies ist natürlich sehr vereinfacht ausgedrückt. Trotzdem rechne ich Warren Buffett hoch an, dass er das nicht Investieren als einen grossen Fehler bezeichnet und damit sagt, er hat das Geschäftsmodell Google verstanden, war nur einfach zu dumm die richtige Konsequenz zu ziehen. Eine Erkenntnis die in der Retrospektive wohl jeder Investor schon einmal hatte.
  2. Was passiert, wenn Warren Buffett stirbt? Eine Frage, die sich wahrscheinlich schon jeder Berkshire Hathaway Aktionär gestellt hat. Warren Buffett glaubt, dass der Aktienkurs nach seinem und Charlie Munger’s Tod steigen wird. Er begründete diese Annahme mit der Reaktion der Wall Street, die aus dem Konglomerat Berkshire Hathaway wieder einzelne Unternehmen machen würde. Die Summe der Werte alle Beteiligungen soll dann mehr Wert sein, als das Konglomerat Berkhire Hatahway selbst. Eine Annahme, die richtig sein könnte. Trotzdem glaube ich, dass kurzfristig die Aktie unter Druck geraten würde, weil Berkshire Hathaway zu stark mit Warren Buffett und Charlie Munger verbunden ist. Gleichzeitig glaube ich aus zwei Gründen nicht, dass die Aktie ins Bodenlose fallen würde. Erstens sind die Assets zu viel wert und zweitens warten zu viele Investoren genau auf dieses Ereignis und werden schon bei leichteren Kursverlusten versuchen an Anteile zu kommen, was den Kurs stabilisiert.
  3. Der dritte interessante Punkt war eine aktivistische Unterbrechung. Ich werde inhaltlich nicht näher auf sie eingehen, weil ich ihr kein Forum geben möchte. Zudem war sie schwach vorgetragen und fehl am Platz, weil man sich aus meiner Sicht das falsche Unternehmen ausgesucht hat. Interessant an der Unterbrechung war aber die Fairness von Warren Buffett. Nach dem der Aktivist ausgebuht und das Mikro abgedreht wurde, hat Warren Buffett aufgefordert, dass Mikro wieder anzustellen, damit noch eine Frage gestellt werden kann. Die kam leider nicht. Zugleich habe ich mich anschliessend mit einigen Teilnehmern unterhalten, die seit mehr als einem Jahrzehnt zur Hauptversammlung gehen und die sich nicht an ähnliche Aktionen erinnern können. Dazu muss man vielleicht noch sagen, dass die Hauptversammlung von Warren Buffett nicht stark restriktiert  ist. So bekommt jeder Aktionär vier Einladungskarten und man kann für 5,- USD welche auf Ebay kaufen, selbst wenn man nicht Aktionär ist. Das ist für mich ein starkes Zeichen, wie integer Warren Buffett ist und wie wichtig ihm seine Moralvorstellungen in der praktischen Umsetzung sind und damit auch viele ethische Punkte eines guten Unternehmens umgesetzt werden. Eine Konversation mit Warren Buffett wäre hier wahrscheinlich fruchtbarer als der Protest gewesen.

Abschliessend kann ich sagen, hat sich die Woche in den USA für mich gelohnt. Sowohl hinsichtlich der Erfahrungen, die ich gemacht habe, als auch und für mich wichtiger hinsichtlich der Menschen, die ich wieder und neu getroffen habe.

Impressions:

Bus zu Berkshire Hathaway

Bus vom Hotel zur Hauptversammlung. Bereitgestellt von Berkshire Hathaway. „Die Schüler fahren zum Meister.“ 🙂

Halle

 Berkshire Hathaway Hauptversammlung Halle

Bühne

 Berkshire Hathaway Hauptversammlung Bühne

Buffetts Haus

 Warren Buffett’s Haus

2 Kommentare
  1. Valueer sagte:

    Klasse, dass du dort sein konntest. Und schön, dass du davon berichtest! Was du beschreibst ist das, was mich neben dem Erfolg, immer an Buffet bewundere: Zum einen die Ehrlichkeit und Fairness, zum anderen auch im hohen Alter (mit 86) noch so lernfähig zu sein und nun die Geschäftsmodelle von Google, Amazon und Apple zu verstehen. Klar ist das zu spät gewesen, man muss aber bedenken, dass die Geschäfte vollkommen außerhalb seines Kompetenzkreises lagen. Gruß Valueer

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