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Unternehmensanalyse Orior AG

Unternehmensanalyse: Orior AG

No track record but a lot of potential

Die Orior AG ist ein Schweizer Premiumhersteller für Wurst- und Fleischwaren sowie ein Hersteller für Fertiggerichte im Nischen-Markt. Die Firma entstand durch einen konzentrieten Umbau mit mehreren Akquisitionen in den letzten zwanzig Jahren.

Sie wandelte sich vom Zigarettenhersteller zum Lebensmittelkonzern. Nachdem es 1999 ein Going-Private gab, wurde Orior 2006 in einem Management-Buyout zusammen mit einem Private-Equity-Investor (böse Zungen sprechen auch von einer „Heuschrecke“) übernommen. Diese haben das Unternehmen mit ihren Schulden für die Übernahme vollgepumpt und im April 2010 wieder an die Börse gebracht

Für eine Investition aus Value-Sicht ist das Unternehmen deshalb auch ungeeignet, da es in seinem heutigen Zustand noch keine zwei Jahre existiert. Weshalb empfehle ich trotzdem, dieses Unternehmen in die Watchlist aufzunehmen? Der Grund für das Going-Private und auch die erfolgreiche Private-Equity-Investition liegen in der stabilen Cash-Generierung, die das Unternehmen mitbringt, diese eignet sich ideal um die zukünftige Entwicklung zu prognostizieren. Dazu ist das Management weiterhin mit 10% der Aktien am Unternehmen beteiligt und will dieses nach eigener Aussage auch behalten. Der Nachteil ist, dass der Beweis für die stabile Cash-Generierung leider nur deduktive ist, da die öffentlichen Bilanzen fehlen.

Als erstes einmal die allgemeinen Zahlen:

Datum
2007
2008
2009
2010
2011E
Mitarbeiter
1.273
1.273
Freefloat
0%
0%
0%
70%
70%
Anzahl Aktien
n/a
n/a
n/a
5.916.490
5.915.000
EK in Mio.
27,91
45,01
68,99
170,31
172,56
Gesamtkapital
156,18
392,43
391,86
389,18
381,47
EK-Quote
17,9%
11,5%
17,6%
43,8%
45,2%
Buchwert je Aktie
n/a
n/a
n/a
28,79
29,17
EBIT in Mio*
24,52
32,99
38,83
40,48
41,03
Ergebnis in Mio*
14,18
12,15
23,97
26,94
26,60
EK-Rendite
50,80%
27,00%
34,75%
15,82%
15,42%
E/A
n/a
n/a
n/a
4,55
4,50
Dividende*
0,00
0,00
0,00
1,90
1,90
in%
0,00%
0,00%
0,00%
3,65%
4,04%
KGV
n/a
n/a
n/a
11,42
10,45
Cash pro Aktie
n/a
n/a
n/a
7,61
10,60
KBV
n/a
n/a
n/a
1,81
1,61

An den Zahlen sieht man eigentlich gut, was passiert ist: 2007-2009 in privaten Besitz mit einer Eigenkapitalquote <20%; nach dem IPO mit Kapitalerhöhung und Schuldentilgung eine neue Eigenkapitalquote von >40%. Zu der Verdoppelung des Gesamtkapitals 2008 und des Gewinns 2009 ist zu sagen, dass das Unternehmen im Jahr 2008 die grösste Einzelübernahme mit der Albert Spiess AG getätigt hat und diese auch über Kredite finanzierte.

Wendet man eine DuPont Analyse an, um sich die EK-Rendite genauer anzugucken, sieht man, dass sich die Netto-Marge über all die Jahre nicht gross verändert haben kann. Dagegen ist das Leverage von 5,68 (Gesamtkapital/Eigenkapital) auf 2,29 gefallen. Eine detaillierte Auflistung der Gewinne zeigt dann auch genau diesen Sachverhalt und dazu die stabile Cash-Generierung.

Gewinn- und Verlustrechnung:

2007
2008
2009
2010
2011E
Gross sales
326,87
470,584
509,23
513,894
521,337
Reduction in gross sales
-6,044
-7,271
-8,553
-8,369
-7,971
Revenues
320,826
463,313
500,677
505,525
513,367
Growth (%)
44.4%
8.1%
1.0%
1.4%
Raw material / goods and services purchased
-172,517
-279,584
-299,902
-299,281
-307,072
Changes in inventories
-937
746
-392
-2,588
2,053
Personnel expense
-70,67
-85,609
-91,016
-91,932
-93,805
Other operating income
1,533
1,265
760
1,296
984
Other operating expense
-45,242
-55,136
-57,946
-58,832
-60,199
EBITDA
32,993
44,994
52,18
54,187
55,328
Margin (%)
10.3%
9.7%
10.4%
10.7%
10.8%
Depreciation / impairment – tangible assets
-7,751
-9,468
-10,292
-10,49
-11,037
Amortisation – intangible assets
-720
-2,535
-3,059
-3,219
-3,26
EBIT
24,522
32,991
38,829
40,478
41,031
EBIT Margin (%)
7.6%
7.1%
7.8%
8.0%
8.0%
Financial income
878
1,219
1,014
703
868
Financial expense
-6,265
-16,938
-8,283
-8,742
-7,794
Profit before taxes
19,135
17,272
31,56
32,439
34,105
Income tax expense
-4,956
-5,121
-7,588
-5,504
-7,503
Profit for the year
14,179
12,151
23,972
26,935
26,602
Net Profit Margin
2.6%
4.8%
5.3%
5.2%

Die Margins beziehen sich immer auf die Revenues (Umsätze). Hier sieht man, wie stabil das Geschäft von Orior ist und welche Margen sie konstant erreichen. Dieses ist im Nahrungsmittelbereich wenig überraschend, da dieser nur sehr gering auf konjunkturelle Schwankungen reagiert. Die relativ hohen Umsatz-Margen im Vergleich zu Konkurrenten wie Nestle oder Bell können dadurch erreicht werden, dass Orior sich auf Spezialitäten/das Premiumsegment und die Schweiz konzentriert.

Grösste Schwäche

Gerade in der regionalen Konzentration liegt aber auch Oriors grösste Schwäche. Der Schweizer Markt ist durch hohe Hürden im Nahrungsmittelmarkt relativ gut gegen das europäische Ausland abgeschottet. Diese Abschottung ist in den letzten Jahren aber merklich schwächer geworden. Gleichzeitig wird das Retail-Geschäft von zwei Anbietern Migros und Coop dominiert, die 70% des Umsatzes innerhalb der Schweiz und auch bei Orior ausmachen. Die CFO von Orior beteuert zwar, dass sie auch Aufträge ablehnen, wenn die Marge nicht stimmt. Realistisch ist aber, das die beiden grossen Retailer, wenn sie den wollen, die Margen-Presse anlegen könnten – anscheinend war dies in der Vergangenheit nicht der Fall.

Mit dem starken Schweizer Fragen und den Problemen, welches dies für die gesamte Retailbranche nach sich zieht, könnte dies aber in Zukunft anders sein. Als persönliches Beispiel: Ich kaufe seit einem halben Jahr meine Lebensmittel grösstenteils in Österreich (40km entfernt) ein, weil ich dort 50% spare.

Gleichzeitig hat Orior bis auf in einer Nische „Bündnerfleisch“ auch keine Monopolstellung und könnte von jedem mit genug Kapital kopiert werden. Eine gewisse Markenstärke mit Rapelli und Spiess ist zwar gegeben, ein Grossteil der Produkte 2/3 sind aber No-Name-Produkte für die Handelsmarken.

Gleichzeitig gilt für Euro-Investoren zurzeit eher die Finger von Schweizer Titel zu lassen, ausser man geht vom Scheitern des Euros aus, da der Schweizer Franken zurzeit über der Kaufkraftparität bei ca. 1,30 CHF/EUR liegt und Aufwärtspotenzial durch die Schweizer Nationalbank vollständig verhindert wird.

Fazit

Trotzdem finde ich Orior als Titel, den man weiter verfolgt, spannend und bei einem gewissen Track-Record und besseren Wechselkurs durchaus eine Alternative zu den grossen Lebensmittelproduzenten innerhalb Europa, allen vorweg Nestle. Der Vollständigkeit halb füge ich hier noch meinen „Easy Buffett“ ein. Da die Daten aber deduktiv sind, hat er keinen sehr hohen zusätzlichen Aussagewert und ich spreche trotz guter Zahlen auch keine Kaufempfehlung sondern eine reine Watchempfehlung aus.

Easy Buffett:
aktueller Kurs
47
Buchwert
29
aktueller Gewinn
4,35
Einstandsrendite
9,26%
ØEigenkapitalrendite
15%
Ausschüttungsquote
40%
EK-Wachstum
9%
Jahre n
10
Buchwert in n Jahren
68,65
Gewinn in n Jahren
10,3
KGV
10
Kurs in n Jahren
103
∑Dividenden in n Jahren
29,3
Rendite
10,90%

Erklärung des Easy Buffett.

Der Eintrag basiert auf der CFA-Challange (einem Wettbewerb zur Unternehmensanalyse), den ich zusammen mit vier Kollegen an der Universität absolviert habe.

Formel innerer Wert

Erklärung des Easy Buffett mit Unternehmensanalyse: Coca Cola Company

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„Manchmal wird die Aktie als ‚billig‘ oder ‚attraktiv‘ bezeichnet, weil sie, gemessen an den laufenden oder in nächster Zukunft zu realisierenden Unternehmensgewinnen, auf den ersten Blick zu einem scheinbar niedrigen Kurs angeboten wird. Eine derartige Bewertung ist zwar wichtig, doch als Grundlage für eine Anlageentscheidung wird sie kaum ausreichen, da eine seriöse Ermittlung des Unternehmenswertes auf Basis kurzfristiger Gewinn nicht möglich ist.“

– Benjamin Graham. Security Analysis.

Der Easy Buffett dient der Rendite-Berechnung y einer Aktie x unter der Berücksichtigung mehrerer unsicherer Annahmen über einen längeren Zeitraum. Er ist eine Ableitung zur Bestimmung der Rendite aus dem Buch „Buffettology“ von Mary Buffett & David Clark. Er hilft eine schnelle, übersichtliche und gleichzeitig tiefgründige Rendite-Analyse eines Unternehmens durchzuführen ohne dabei höhere finanzmathematische Kenntnisse vorauszusetzen.

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Unternehmensanalyse Wacker Chemie AG

Unternehmensanalyse: Wacker Chemie AG

Die Wacker Chemie AG ist eigentlich auf den ersten Blick kein erkennbarer Value-Wert. Weder handelt es unter Buchwert (KBVQ3/11=1,21), noch gibt es eine erkennbare Monopolstellung. Weshalb werfe ich als Value-Investor trotzdem einen Blick auf diese Aktie? Weil ich nach Über- oder Untertreibungen von „Mr. Market“ Ausschau halte. Übertreibungen sollte ein Value-Investor grundsätzlich zum Verkauf nutzen – Untertreibungen zum Kauf! Unter- und Übertreibungen sind nicht einfach erkennbar.

Guter Screening-Prozess

Um nicht alle Unternehmen analysieren zu müssen, konzentriere ich mich auf Extrementwicklungen innerhalb einer Auswahl von Aktien (z.B. dem MDAX). Hierbei fällt mir auf, dass sich innerhalb des MDAX Heidelberg Druckmaschinen (-55%), Gagfah (-50%), Kloeckner & Co (-46%) sowie Wacker Chemie (-45%) in den letzten 12 Monaten am schlechtesten entwickelt haben. Eine schlechte Kursentwicklung ist weder eine notwendige noch eine hinreichende Bedingung für eine Unterbewertung. Sie ist aber in vielen Fällen ein gutes Indiz um dieses Unternehmen fundamental einmal genauer unter die Lupe zu nehmen. Da ich bei Heidelberg Druckmaschinen, Gagfah und Kloeckner die Gründe für die Kurseinbrüche kenne, konzentriere ich mich auf die Wacker Chemie AG.

Die Analyse de Wacker Chemie AG

Grundsätzlich sind meine Analysen sehr zahlenlastig, was eine gewisse Gefahr birgt. Ich bevorzuge Unternehmen, bei denen ich dir Produkte verstehe und das Management kenne, so eng wie Warren Buffet bei der Auswahl der Unternehmen bin ich aber nicht.

Für mich ist es wichtig den Markt zu verstehen: Wofür werden die Produkte verwendet und erfüllen die Endprodukte einen Nutzen? Ich muss nicht verstehen, wie das Produkt hergestellt wird und wie man es genau verwendet.

Die Gefahr, die sich daraus ergibt, besteht darin, dass ich neue Substitute auf dem Markt nicht rechtzeitig erkenne und einen damit einhergehenden möglichen Niedergang des Unternehmens. Aus diesem Grund bevorzuge ich Unternehmen, die sich auf eine Branche spezialisiert haben, aber gleichezeitig eine breite Palette von Produkten anbieten, die nach Möglichkeit viele Anwendungsgebiete besitzen.

Die Chemie von Wacker Chemie hat viele Anwendungsgebiete

Chemiefirmen wie Wacker Chemie erfüllen diesen Anspruch. Beim Management gibt es gewisse no-go’s (z.B. unbegründeter Aktienverkauf oder uneingestandenes Betrugs-/Fehlverhalten), ansonsten bin ich aber der Überzeugung, dass dummes Management aus einer Perle kein Verlust machen kann und kluges Management aus Schrott kein Gewinn, jedenfalls nicht im ordentlichen Betrieb und ohne Zustimmung der Aktionäre. Das Management der Wacker Chemie listet für die letzten 12 Monate nur Nettokäufe auf, was ich positiv bewerte, auch sonst sehe ich keine offensichtlichen Verfehlungen, wobei ich ausschliesslich den CEO Rudolf Stuadigl gegoogelt habe.

Als nächstes schaue ich mir die Ad-hoc-Meldungen an um eine Erklärung für den Kurseinbruch des letzten Jahres zu bekommen – als wahrscheinlichsten Grund erscheint mir die Annahme einer Rezession innerhalb Europas und die Krise der Solarindustrie. Die Annahme einer Rezession ist für einen Value-Investor grundsätzlich gut, da sich die meisten Unternehmen im Gegensatz zu den meisten Anlegern auf eine Rezession vorbereiten und die grössten Schnäppchen in dieser Zeit zu finden sind. Viele Menschen missverstehen die Börse hierbei und investieren zu spät, da während einer Rezession die Börsenkurse bereits wieder zu steigen beginnen. Der Grund ist die Annahme eines zukünfitgen Aufschwungs!

Ein guter Value-Investor sollte die Aufs und Abs der Börse als Chancen sehen. Seine Strategie aber niemals davon allein abhängig machen. Zu der Krise der Solarindustrie ist zu sagen, dass es tatsächlich eine Überkapazität bei den Modulherstellern gibt. Der Solarmarkt aber gleichzeitig ein überdurchschnittliches Wachstum zeigt und diese auch vom Megatrend „Ökologie“ gestützt wird. Die Frage ist also, ob es auch eine Überkapazität bei den Chemiezulieferern gibt? Dies scheint für einen intakten Markt (keine Rezession/kein Boom) nicht der Fall zu sein. Bei der folgenden Analyse konzentriere ich mich also insbesondere auf die bilanzielle Gesundheit von Wacker Chemie, die einer Rezession standhalten muss.

Datum
Q3/2011
EBIT in Mio*
855,40
Mitarbeiter
17.133
Ergebnis in Mio*
560,00
Freefloater
29%
EK-Rendite
20,75%
Anzahl Aktien
49.677.983
Bereinigte EK%
20,57%
EK in Mio.
2699,00
E/A
11,27
Minderheiten in Mio
23,00
Dividende*
3,20
Gesamtkapital in Mio
6.125,70
in%
4,85%
EK-Quote
44,4%
KGV
5,85
Buchwert je Aktie
54,33
Cash pro Aktie
12,32
KBV
1,21
aktueller Kurs
66,00
*Schätzungen
Jahr
Gewinn
Eigenkapital
EK-Rendite
2004
16
909
2%
2005
144
933
15%
2006
312
1570
20%
2007
422
1850
23%
2008
438
2080
21%
2009
-70
1925
-4%
2010
490
2422
20%
2011
560
2699
21%
Durchschnitt:
15%
Easy Buffett:
aktueller Kurs
66
Buchwert
54
aktueller Gewinn
8,1
Einstandsrendite
12,27%
ØEigenkapitalrendite
15%
Ausschüttungsquote
30%
EK-Wachstum
11%
Jahre n
10
Buchwert in n Jahren
146,6
Gewinn in n Jahren
21,98
KGV
9
Kurs in n Jahren
197,9
∑Dividenden in n Jahren
45,13
Rendite
13,92%

Erklärung des Easy Buffett.

Fazit:

Die Interpretation der Daten zeigt, dass es während einer Rezession (z.B. 2009) von Verlusten ausgegangen werden muss, dies ist bei einem Zykliker nicht überraschend. Die im Aufschwung kompensierende EK-Rendite von 20% ist nicht sonderlich hoch, scheint seit Börsengang aber ziemlich konstant zu sein. Ein Grund für die niedrige EK-Rendite liegt sicher in der hohen Eigenkapitalquote, die aber die notwendige Sicherheit für eine Rezession gibt.

Zum Vergleich BASF hat ebenfalls eine hohe EK-Quote von 40%. Mithilfe des „Easy Buffett“ lässt sich die voraussichtliche jährliche Rendite für die nächsten 10 Jahre errechnen. Den „Easy Buffett“ werden ich in einem späteren Artikel noch einmal genauer erklären. Auf jeden Fall kommt er für ein relativ moderates KGV von 9 zu einer durchschnittlichen jährlichen Rendite von knapp 14%. Was im derzeitigen Zinsumfeld herausragend ist. Der Kurseinbruch des letzten Jahres scheint für mich eine Überreaktion auf eine mögliche Rezession zu sein.

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