Value Investoren Treffen in Omaha oder die Reise zum „Woodstock for Capitalists“
Vor 14 Tagen, am 02.05.2015, war ich das erste Mal in meinem Leben in Omaha. Omaha ist eine kleine Stadt (obwohl 430 000 Einwohner und mit Einzugsgebiet sogar ca. 1 000 000 Einwohner) mitten in den USA. Gefühlt die amerikanischste Stadt in der ich je war: super nette Leute, einfache Häuser, viele Geschäfte, grosse Autos und kein öffentlicher Verkehr. Insgesamt eine Stadt in der man nicht zwingend Halt machen muss. Allerdings waren mit mir 45 000 Menschen zu Besuch. Alle mit einem Ziel: das Orakel von Omaha zu treffen – Warren Buffett – und seinen Partner – Charlie Munger.
Berkshire Hathaway hat zur 50. Hauptversammlung unter der Führung von Warren Buffett geladen. Und anders als deutsche Hauptversammlungen war es eine Mischung aus Party und Happening. Eine Party von Warren Buffett mit so vielen Seitenbühnen und Menschen mit ähnlichen Wertvorstellungen, dass man überall ins Gespräch kommt. Sei es im Hotel, Restaurant, Shopping bei Borsheim oder auf der eigentlichen Hauptversammlung mit der grossen Messe nebenan.
Aber beginnen wir von Anfang an. Ich bin bereits am Mittwoch angereist, um an einer zweitägigen Konferenz deutscher Value Investoren teilzunehmen. Für diesen Austausch allein hätte sich die Reise gelohnt. Wir waren ca. 50 Investoren, die das ganze Spektrum des Value Investing abdeckten – von Graham- bis Fisher-Style, von Schülerinnen bis Pensionisten, von Privatinvestoren bis zu Fondsmanagern, von Angestellten bis zu Selbständigen, von Studenten bis Doktoranten. Wir alle haben eine Aktienidee vorgestellt und uns Vorträge u. a. von Tom Gayner (Markel Corp.), Gary Channon (Phoenix Asset Mngt. Partners), Laura J. Rittenhouse (Rittenhouse Ranking) und David Winters (Wintergreen Advisors) angehört. Gleichzeitig tauschten wir uns intensive über unsere Idee, Gedanken und Investmentwerte aus.
Am Freitag sind wir abends zur Berkshire Hathaway Shareholder Party beim Juwelier Borsheim gegangen. Hier wurde man von 19.00 Uhr bis 20.30 Uhr gut verköstigt, dann – ganz amerikanisch – durfte ab 20.30 Uhr kein Alkohol mehr ausgeschenkt werden und die Veranstaltung war relativ schnell zu Ende. Hier ist anzumerken, dass Berkshire Hathaway wahrscheinlich die einzige Firma ist, die mit ihrer Hauptversammlung Geld verdient. Nicht nur Borsheim wirbt mit 15 % Shareholder Rabatt. Alle Firmen im Besitzt der Holding präsentieren sich am Samstag auf einer grossen Messe und verkaufen an die 45 000 Aktionäre. Auch ich konnte der Versuchung nicht wiederstehen mir See’s Candy und eine Jubiläumsbuch „Celebrating 50 Years of a Profitable Partnership“ zu kaufen. Den Tüten nach zu urteilen, war ich damit eher unter den KaufUNfreudigen.
Am Samstag findet die eigentliche Hauptversammlung statt. Obwohl der Einlass erst um 7.00 Uhr ist, ist es ratsam sich schon um 6.00 Uhr zum CenturyLink Center zu begeben und sich in die langen Schlangen zu stellen. Die Arena in der Warren Buffett live zu sehen ist, fast „nur“ knapp 20 000 Personen. Bei 45 000 Besuchern ist sich der Wettlauf um die beste Plätze leicht vorzustellen. Zum Glück hatte ich gute Bekanntschaften an den zwei Tagen vorher geschlossen, die mir einen Platz freigehalten haben, sodass ich auch um 7:30 Uhr noch in der Arena sitzen konnte.
Um 8:30 Uhr geht dann der offizielle Teil der Veranstaltung los. Es beginnt mit einem einstündigen Company Movie, der bestückt mit vielen Hollywood-Stars (z. B. Jamie Lee Curtis, Arnold Schwarzenegger, Little Richard oder Ellen Degeneres) unter dem Title „Buffett wants to fight Mayweather“ zusammengefasst werden kann. Charlie Munger und Warren Buffett haben sich eine Stunde lang selbst auf die Schippe genommen. Der Film war dementsprechend kurzweilig und hat in irgendeiner Form die Marken oder Produkte der Berkshire-Beteiligungen aufgegriffen. Als Buffett in der Endszene zu Mayweather in den Ring steigt, lässt er sich anstatt mit Wasser mit Cola erfrischen und statt einen Zahnschutz stopft er sich den Mund mit See’s Candy voll.
Impressionen:
Danach begann der interessanteste Teil: die fünfstündige „Frage und Antwort“-Session.
Hier sind die für mich wichtigsten Punkte, die ich mitgenommen habe:
- Geniesse das Leben, auch das Essen. Viele habe die Anspielung von Warren Buffett gegen Wholefoods schon auf Twitter oder ähnlichen Medien mitbekommen. Der Teil seiner Aussage, die sehr kritisch aufgefasst wurde, war, dass er niemanden lächelnd aus Wholefoods kommen sieht. Der Kern, den ich aus seiner ganzen Aussage ziehe: Wer sich selbst zwingt auf Genuss (für Buffett Cola) zu verzichten und stattdessen zu Wholefoods (von der Gesellschaft aufgezwungen) geht, wird kein besseres und kein längeres Leben führen. Obwohl man sich auf dem Papier gesünder ernährt.
- Europäische Unternehmen sind günstiger. Die gestellte Frage bezog sich explizit auf den Unterschied zwischen deutschen und amerikanischen Unternehmen. Die Antwort von Charlie Munger war, dass er an Deutschen mag, dass sie weniger Arbeiten als Amerikaner und gleichzeitig mehr produzieren. Warren Buffett hat daran angeschlossen, dass er viele Chancen in Deutschland ausmacht und Europa günstiger aussieht.
- Niemand erreicht Erfolg alleine. Es ist die Herkunft, die einem zu dem verhilft was man ist. Warren Buffett hat schon oft von der Eierstocklotterie gesprochen, die jeder in der westlichen Welt gewonnen hat. Jetzt hat er zusammen mit Charlie Munger noch mal explizit gesagt, dass Sie nur durch ihre Eltern geworden sind, was sie heute sind. Und ohne ihre Herkunft dieser Aufstieg nicht möglich wäre. In einer Gesellschaft die propangiert mit Leistung alles erreichen zu können, ist dies erfrischend ehrlich.
Natürlich sind noch viele andere Punkte angesprochen worden, aber dies waren für mich die wichtigsten. Die offizielle „formaljuristische“ Hauptversammlung mit Abstimmung über die Proxys, wie in den USA üblich, hat dann um 15:30 Uhr ca. 7 Minuten gedauert.
Anschliessend hätte man noch zum BBQ zum Nebraska Furniture Mart fahren können. Ich bin jedoch mit einigen meiner neuen Bekanntschaften in ein paar Bars Downtown Omaha gegangen um die drei intensiven Tage bei ein paar lockeren Diskussionen abzuschliessen.
Am Sonntag bin ich zurückgeflogen, nicht ohne einem Gedanken nachzuhängen: In dieser Arena waren 45 000 Berkshire-Aktionäre (sicher viele mit A-Aktien), Warren Buffett (No. 3) und Bill Gates (No. 1) sind zwei der reichsten Menschen der Welt, sämtliche CEOs der Beteiligungen… Wie viel des Weltvermögens war wohl an diesem Wochenende in der kleinen Stadt Omaha versammelt?
Fine, thx.
hello, how are you?
Danke für den interessanten Beitrag. Ein echter Rock Star unser Buffet 😀
Hi Fabian, Ich werde versuchen auch nächstes Jahr nach Omaha zu fahren. Fliegen kann man über alle grossen Drehkreuze der USA. Omaha ist keine kleine Stadt und wird von überall aus den USA angeflogen. Ich muss ehrlicherweise gestehen, dass ich spät dran war mit den Hotels und einfach nur nach Preis gegangen bin. Gut sind das Marriott und Hilton, aber auch entsprechend teuer. Ansonsten kann man auch gut RBNB machen. Buchen aller spätesten Ende Januar. Mietwagen habe ich mir nicht gegönnt, da ich den ganzen Tag auf der Konferenz war, zu der wurde ich eingeladen. Zwei Taxifahrten am Tag war günstiger als der Mietwagen. Das nächste mal würde ich aber wohl einen nehmen, um mir die grosse Buffett-Tour an seinem Haus etc. zu geben. Beste Grüsse, Till
Hallo Till, danke für die tolle Zusammenfassung! Hast du vor nächstes Jahr wieder hin zu fliegen? Wo und wie hast du deine letzte Reise geplant? Tickets, etc. Herzliche Grüße Fabian Lindner
Hey Till Ich habe dir eine E-Mail geschrieben…
Danke für den tollen Beitrag.
Seit diesem Wochenende kann auch ich bestätigen, dass es dieses Omaha wirklich gibt. 😉
Danke für die erfrischende Zusammenfassung! 🙂