Rezension: Regel Nummer 1
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Das Buch „Regel Nummer 1: Einfach erfolgreich anlegen!“ von Phil Town beschäftigt sich mit den Grundlagen des Value Investing à la Warren Buffett. Es ist insbesondere gut für Leser geeignet, die sich das erste Mal mit Value Investing beschäftigen.
Bevor ich mit der Buchbesprechung beginne, möchte ich mich bei dem Leser bedanken, der mir das Buch „Regel Nummer 1: Einfach erfolgreich anlegen!“ zugeschickt hat – Vielen Dank! Ich denke, das Buch ist ein guter Einstieg für alle, die noch nicht oft mit Value Investing in Kontakt gekommen sind. Es ist einfach zu lesen und erklärt einen guten Ansatz des Value Investing. Regel Nummer 1 leitet sich von Warren Buffett‘s oft zitiertem Satz „Für die Geldanlage gibt es nur zwei Regeln. Regel 1: Kein Geld verlieren. Regel 2: Regel 1 nicht vergessen.“ ab. Hierbei wird die Regel so interpretiert, dass man langfristig kein Geld verliert und sogar 15 % p.a. Rendite macht, wenn man ausschliesslich in Unternehmen zu einem attraktiven Preis investiert. Phil Town suggeriert dabei, dass man aus wenigen tausend Dollar schnell Millionen machen kann.
Um den einfachen Lesefluss zu erhalten, wird vieles in dem Buch stark vereinfacht und oft auf sehr simple Tätigkeiten eingegangen, wie „Wo bekommt man die Informationen?“. Dadurch war das Buch für mich stellenweise langweilig. Das Buch ist für Value Investoren, die das Grundkonzept des werteorientierten Anlegens verinnerlicht haben, keine grosse Bereicherung. Es kommt nicht an die Tiefgründigkeit von Benjamin Grahams „Intelligent Investieren“ heran, welches einem auch beim zweiten oder dritten Mal Lesen neue Erkenntnisse liefert.
Auf der anderen Seite zeigt es aber anschaulich eine modernere Variante des Value Investing à la Warren Buffett anhand von vier Fragen:
1. Hat das Unternehmen für Sie eine Bedeutung?
Wie auch Warren Buffett sagt Phil Town, dass man nur Unternehmen kaufen soll, die man kennt und versteht. Hierbei sollte man sich am besten auf Branchen (Themen) konzentrieren, für die man eine Leidenschaft, ein Talent oder in denen man seinen Job hat. Beispielweise sollte sich ein talentierter Fotograf eher mit Nikon und Canon auseinandersetzten, als mit EADS und Boeing.
2. Hat das Unternehmen einen breiten, schützenden Burggraben (Wettbewerbsvorteil)?
Zweitens soll man nur in Unternehmen investieren, die einen dauerhaften Wettbewerbsvorteil haben, dieser lässt sich laut Phil Town anhand von fünf Kennzahlen ausmachen: 1. Kapitalrendite, 2. Umsatzwachstum, 3. Gewinnwachstum pro Aktie, 4. Eigenkapitalwachstum pro Aktie und 5. Free-Cash-Flows-Wachstum. Unternehmen mit einem Wettbewerbsvorteil müssen in allen fünf Kennzahlen in den letzten zehn Jahren im Durchschnitt über zehn Prozent gelegen haben.
3. Hat das Unternehmen ein sehr gutes Management?
Im dritten Schritt soll man versuchen, sich einen möglichst guten Eindruck vom Management zu verschaffen. Phil Town geht soweit, dass er sagt, man soll sich vorstellen den Vorstandsvorsitzen zu heiraten. Laut des Autoren, sind die wichtigsten Eigenschaften, die dieser in die Ehe mitbringen muss Inhaberorientierung und Motivation.
4. Hat das Unternehmen ein grosses Sicherheitspolster (Margin of Safety)?
Zum Schluss kommt einer der wichtigsten Schritte eines jeden Value Investors – die Bestimmung des fairen Wertes und welches Sicherheitspolster man zugrunde legt. Phil Town nimmt einen sehr hohen Abschlag von 50 % auf den fairen Wert vor. Um den fairen Wert zu berechnen, verwendet er ein ähnliches Vorgehen wie ich mit dem Easy Buffett. Er berechnet den Gewinn pro Aktien in zehn Jahren, multipliziert diesen mit dem zukünftigen KGV und diskontiert diesen dann noch einmal um die minimale akzeptable Ertragsrate von 15 % ab. Das Ergebnis ist der heutige faire Wert. Ist der Aktienkurs kleiner als 50 % dieses Wertes ist das Unternehmen ein Kauf.
Fazit
Dieses Buch ist für alle empfehlenswert, die mit Value Investing noch nicht viel in Kontakt gekommen sind. Ausserdem eignet sich das Buch gut als Weihnachtsgeschenk für Freunde und Bekannte, die man vom Value Investing überzeugen möchte. Nachdem diese das Buch gelesen haben, sollte man sie aber wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholen und ihnen sagen: „Leider sind nicht alle Value Investoren reiche Millionäre. Die Chancen, einer zu werden, verbessern sich aber stark, wenn man versucht sich an die Regel Nummer 1 zu halten.“
zu1 Risiko: Betriebsblindheit, berufsbedingter Optimismus Sehe ich nicht so. Ich glaube eher, dass man ein sehr realistisches Bild von der Branche bekommt, in der man arbeitet. Als Investor würde ich z.B. nie einen Euro in meine Firma oder eine Ähnliche investieren, weil ich weiß, dass es im Grunde keinen nachhatligen Wettbewerbsvorteil gibt. Beim Thema Lehrgeld, stimme ich voll zu. Die Vorstellung den Vorstandsvorsitzenden zu heiraten, ist ja eine ulkige Idee.
Eine kurze Kritik zu den zentralen, durchaus berechtigten Fragen: 1. Hat das Unternehmen für Sie eine Bedeutung? Risiko: Betriebsblindheit, berufsbedingter Optimismus: Wer einen Hammer hat, sieht überall Nägel 2. Hat das Unternehmen einen breiten, schützenden Burggraben (Wettbewerbsvorteil)? Der klassische Buffet. Aber auch ohne Burggraben leben die meisten Unternehmen recht gut. Und um eher auf Graham zu machen: Ein solides Unternehmen zu einem Spottpreis kann sich deutlich mehr lohnen als ein tolles Unternehmen zu einem hohen Preis. 3. Hat das Unternehmen ein sehr gutes Management? Kein unwichtiger Punkt. Ich würde statt der Sympathie (siehe Heirat) aber eher auf die Vertrauenswürdigkeit achten und deshalb die klassische Frage stellen, die bei Wahlen für amerikanische Präsidenten gerne gestellt wird: Vertrauen Sie diesem Menschen so sehr, dass Sie von ihm ein gebrauchtes Auto kaufen würden? 4. Hat das Unternehmen ein grosses Sicherheitspolster (Margin of Safety)? Ganz wichtige Frage! Auch wenn ich es als wenig seriös erachte, eine Safety Margin über den Gewinn in 10 Jahren zu kalkulieren. Schließlich ist kaum etwas derartig spekulativ und unsicher wie der Gewinn eines Unternehmens in 10 Jahren! Gerade in der aktuellen Zeit, wo der deutsche Aktienmarkt wieder ziemlich teuer ist, wäre ich auch vorsichtig mit Branchenvergleichen. Ich würde eher zeitlose Daumenwerte empfehlen. Beispielsweise beim Hauskauf den Ansatz der 20 Jahresmieten oder bei Unternehmen mit unsicheren Gewinnprognosen den Ansatz der 10 bis max 15 Jahresgewinne. Ach ja, zur Regel Nummer 1: Ich bin davon überzeugt, dass jeder am Aktienmarkt erst einmal sein Lehrgeld zahlt. Und zahlen muss, um aus seinen Fehlern zu lernen und um festzustellen, wo seine Stärken und seine Schwächen liegen. Also lieber mit kleinen Ansätzen beginnen, die man auch verlieren kann. Und ja, das ist ein klarer Widerspruch zur goldenen Regel Nr. 1. Denn eines ist die Börse nicht: Sicher. 🙂