Ein polemischer Kommentar: Was würde geschehen, wenn alle Länder der Eurozone zahlungsunfähig würden?
[Werbung: Dieser Beitrag enthält Affiliate-Links.]
Nichts würde geschehen.
Alle Länder der Eurozone sind seit Jahren zahlungsunfähig. Keines wird ihre Zahlungen einstellen, weil die Gläubiger bereit sind ihnen immer mehr Geld zu leihen. Ob alle Länder ihr geliehenes Kapital jemals zurückzahlen? Ich glaube nicht! In der Schulden-Forderungen-Kette steht am Ende immer die entsprechende Notenbank (EZB) – egal wer dazwischen geschaltet ist. In den „Krisen“-Ländern hat sich diese Kette nun verkürzt. Die Frage, ob man Griechenland, Portugal, Italien, Spanien oder auch Frankreich, Deutschland, Österreich trauen soll, stellt sich mir nicht mehr.
Stattdessen frage ich mich: Traue ich der EZB?
Sie hat die Notenpresse und stets soviel Geld zur Verfügung, wie sie es für nötig hält, um alle Schulden zu bedienen. Kein Land oder Finanzinstitut in der Eurozone muss zahlungsunfähig werden, solange die EZB hinter ihm steht. Allerdings baut dieses Verhalten einen horrenden Kreditstock auf ohne Hoffnung auf Rückzahlung. Würde man die Bilanz der Eurozone kritisch prüfen, müsste man zu dem Ergebnis kommen, dass unser Wirtschaftssystem auf einem Berg fauler Kredite gebaut ist. Die gute Nachricht: man muss sie nicht abschreiben, man kann die Laufzeit bis in die Unendlichkeit verlängern.
Wozu brauchen wir eine kaufmännisch ehrliche Bilanz, wenn man ohne viel besser lebt?
Würden die Länder und Finanzinstitute der Eurozone eine ehrliche Bilanz machen, wären sie offiziell pleite, aber niemand zwingt sie. Warum auch? Lehman hat gezeigt, dass es vernünftig ist, ohne den grossen Schnitt weiterzumachen. Eine Krise wie 2008 möchte keiner der beteiligten Parteien mehr haben. Eine Situation, in der den Banken und Ländern nicht mehr getraut wird, gibt es seit der Zusage, dass die EZB die Spareinlagen und Anleihen quasi garantiert nicht mehr.
Vertrauen ist alles! Auch in der Eurozone.
Die Anleger vertrauen der EZB. Und in unserem Wirtschaftssystem ist alles eine Frage des Vertrauens. Ist das Vertrauen intakt, kann nichts passieren. Das ist auch der Grund für die derzeitige Börsenrallye. Eine zynische Frage bleibt, wie lange kann der Schwindel das kapitalistische System aufrechterhalten, bis wir einen neuen benötigen?
Geschrieben nach einer Anregung aus: Der grosse Kostolany: Börsenseminar – Börsenpsychologie – Die besten Geldgeschichten von André Kostolany