Geldvermögen: Die Mär der Vermögensvernichtung
Regelmässig werde ich gefragt, wie man sein Geld richtig anlegt? Oft verweise ich auf den Artikel „Wer, wie, was – wieso, weshalb, warum – wer nicht fragt, bleibt dumm!“. Allerdings ist der Artikel eher eine Verhaltensanweisung als eine Anlageempfehlung. Zu dieser stehe ich auch heute noch vollständig: Informiere dich über Geldanlagen!
Verhaltensanweisungen geben einem aber leider nur die Rahmenbedingungen vor, in dem man sich bewegen soll. Sie helfen nicht, ein konkretes Problem zu lösen.
Es gibt keine Universallösung. Zwar glaube ich, dass Unternehmensbeteiligungen die einzigen langfristig rentablen und sicheren Anlagen sind, allerdings befinde ich mich dank meiner Ausbildung und meines Alters in einer Situation, dass ich die nächsten 20-30 Jahre meine Investitionen nicht anrühren muss. Dies erleichtert eine Anlageentscheidung zugunsten von stark wertschwankenden Aktien. Da ich meine Anlagequote jedoch flexibel steuern möchte, benötige ich zumindest eine Alternative.
Für Sicherheits- und Liquiditätsfanatiker liegt diese im Geldvermögen
Ich klammere Bargeld als Anlageform des Geldvermögens einmal aus. Ein Vorteil von Bargeld gegenüber einem Girokonto oder Termingeld erschliesst sich mir nicht. In den meisten Ländern muss zumindest bis 100 000 Euro bei beiden Anlagen ein Vertrauen in unsere wirtschafts-politisches System existieren. Ein Zusammenbruch der Banken und eine Vernichtung der Einlagensicherung wird es in unserem System nur mit einem Zusammenbruch der Devisen geben. Es gibt kein Bargeldvorteil, solange man nicht auf dem Bio-Bauernmarkt um die Ecke einkaufen will. Und: Ich bin mir sicher, auch dort akzeptiert man schon EC-Karten.
Warum ist Geldvermögen nicht unter allen Umständen die schlechteste Anlageform?
Drei Gründe sprechen für Geld als Anlage: Sicherheit, Liquidität und „begrenzter“ Inflationsschutz. Mit Geld hat man die höchste nominale Sicherheit, d.h. unter jeglichen Umständen bleiben 100 Euro mindestens 100 Euro. Wie viel diese 100 Euro wert sind dazu komme ich später. Mit Geld hat man ausserdem die höchstmögliche Liquidität. Per Gesetz ist in den meisten Ländern festgehalten, dass eine Geldschuld immer in der jeweiligen Landeswährung getilgt werden kann. Wird z.B. in Deutschland einem Verkäufer eine Bezahlung in Euro (Banknoten oder Münzen) angeboten, so muss er diese annehmen und kann nicht fordern, auf eine andere Weise bezahlt zu werden. Dies gilt auch für die Situation, dass man wieder Unternehmensbeteiligungen kaufen möchte. Damit komme ich zum letzten Punkt und der Überschrift meines Artikels.
Die Mär der Vermögensvernichtung
Als ich Geldvermögen als „begrenzten“ Inflationsschutz erwähnte, haben die meisten meiner Leser, die ein bisschen theoretische Ahnung von Wirtschaft haben, wahrscheinlich aufgeschrien. Nach meiner Meinung ist eine kurzfristige Geldanlage aber im begrenzten Umfang einen guten Inflationsschutz. Warum? Die Antwort ist denkbar einfach. Gibt es Inflation, die von der Notenbank kontrollierbar ist, wird die Notenbank auf höhere Inflation mit höheren Zinsen reagieren. Dieser Zinsanstieg wird normalerweise mit einer Verzögerung an die Kunden weitergegeben. Das heisst, durch höhere Inflation wird auch das Girokonto höher verzinst. Wer sich die Mühe macht, sein Geld wirklich als Anlage immer auf ein Girokonto mit hoher Verzinsung zu stecken, der wird feststellen, dass der Werteverlust vor Steuern und nach Inflation gegen null tendiert. Geldvernichter sind nur Bargeld und langfristig Zinsbindung, wobei man hier eigentlich von einer Zinswette sprechen muss. Die Rendite von Eurogeld-Konten liegt zurzeit bei ca. 2% (Lockangeboten inbegriffen). Je nach Inflation und Reaktion der Nationalbank wird diese steigen. Allerdings muss man sich nichts vormachen, nach Steuern ist auch ein Girokonto bei Inflation ein Wertvernichter. Erst bei Deflation könnte man von einem Vermögensaufbau sprechen.
Wann und wer sollte Geld auf dem Girokonto halten?
Leute die hohe Liquidität oder Sicherheit brauchen oder von steigenden Zinsen ausgehen. Können die aktuellen Zinsen noch weiter fallen? Nach meiner Meinung nicht mehr allzu weit. Ist es zurzeit richtig als Sicherheits- und Liquiditätsfanatiker, sein Geld auf das Girokonto zu legen? Das kommt darauf an. Wenn man glaubt, dass die Währungsunion bestehen bleibt, dann sicherlich, wenn man nicht mehr an den Euro glaubt, dann sicher nicht.