Der 23. Juni 2016 – Brexit
Der 23. Juni 2016 wird in die Geschichte eingehen als der Tag an dem die EU, wie wir sie kennen, gescheitert ist. Ob dieses Ereignis positiv oder negativ ist, lässt sich heute noch nicht sagen. Ich persönlich, als politisch Liberaler im Zweifel Links, freue mich über den Denkzettel hinsichtlich überbordender Bürokratie mit Mikroregulierung, wie der Staubsaugerstromverbrauchsverordnung (ab September 2017 <900 Watt). Allerdings sehe ich das ambitionierte Ziel eines toleranten, vielseitigen und freien Europas ohne Grenzen gefährdet. Die Mehrheit der Engländer und Waliser haben anscheinend Vorurteile gegenüber dem Kontinent, wollen mehr Englischsein und weniger Neues von außen. Dass dabei oft die Schweiz als Vorbild gesehen wird, ist schizophren. Ich kenne kein Land, welches schneller EU Regeln umsetzt und mehr von Ausländern sowie dem Handel mit dem Ausland profitiert.
Politische Sorgen beeinflussen Investoren
Ich kann mir vorstellen, dass sich jetzt viele Sorgen machen, welche Auswirkungen die Instabilität unseres politischen Systems auf ihre Ersparnisse hat.
Als wertorientierter Investor, ja für jeden Investor, ist die Zukunft unsicher. Weder habe ich den Brexit für wahrscheinlich gehalten, noch kann ich seine Folgen absehen. Wovon ich aber ausgegangen bin und auch weiter ausgehe, ist, dass Ereignisse, wie der Brexit, ab und zu auftreten. Typischerweise geben solche Events gute mittelfristige Kaufgelegenheiten, auch wenn sie kurzfristig wehtun. Aus diesem Grund sehe ich den Brexit zu allererst als Chance und weniger als Risiko. Deshalb habe ich die Gelegenheit genutzt und zwei britische Aktien neu in mein Portfolio aufgenommen: Ein UK-pureplay und einen Exporteur, der in England produziert, aber in die ganze Welt verkauft. Beide Unternehmen sind in ihrem Geschäft gut aufgestellt und sollten durch den Brexit operativ keine Probleme bekommen. Auch der Rest meines Portfolios ist gegenüber schweren Krisen gut aufgestellt und bereitet mir keine Sorgen. Die Unternehmen sind besser kapitalisiert und haben meistens eine bessere Marktposition als ihre Konkurrenz.
Es gibt keine risikolosen Firmen
Damit meine ich nicht, dass diese Firmen risikolos sind. Bei weitem nicht. Sie alle haben regulatorische, technologische und andere Wettbewerbsrisiken. Die Konjunktur ist bloß einfach kein großes Risiko.
Der Brexit ist ein politisches Desaster, aber aus Sicht eines wertorientierter Investors eine Gelegenheit, gute Unternehmen günstig zu kaufen. Ich hoffe inständig, dass die politische Klasse zu einer guten Lösung kommt. Etwa dass Europa nicht zu hart mit England umgeht und gleichzeitig keine weiteren EU-Länder dem Beispiel Englands folgen. Wie uns aber Experimente aus dem Verhaltensökonomie gelehrt haben, wird es nicht dazu kommen. Entweder muss die EU hart mit England ins Gericht gehen, um andere Länder vom Austritt aus der Gemeinschaft abzuhalten, oder aber einige Länder der Gemeinschaft werden eine weiche Haltung gegenüber Englands nutzen, um den größtmöglichen Nutzen für sich auf Kosten der Gemeinschaft herauszuschlagen. Des Weiteren muss diese Zensur für die EU von Europa genutzt werden, um sich selbst zu reformieren. Ein ‚weiter so‘, wie nach der Finanzkrise vor allem von Deutschland initiiert, darf es nicht geben.