Wie ordne ich meine Finanzen?

Ich wurde letzten Monat von einer Freundin angesprochen. Sie wollte von mir wissen, wie sie für das Alter vorsorgen soll? Bzw. wie ich denn spare? Sie hat einen Bausparvertrag, eine betriebliche Altersvorsorge, ein Tagesgeldkonto und kein Depot, dafür aber irgendeinen Dachfonds, abgeschlossen bei irgendeinem Strukturvertrieb à la tecis, swiss life, Deutsche Vermögensberatung etc. Sicher weil Dachfonds das non-plus-ultra an risikoadjustierter Rendite darstellen und nicht, weil man dort die höchsten Abschlussgebühren bekommt… Dazu kommen noch ihre staatliche Rente, auf die sie sich nicht verlassen möchte, und diverse Versicherungen.

Bisher sind die meisten ihrer Finanzentscheidungen durch Zufall entstanden. Den Bausparvertrag hat ihr vor 10 Jahren die Hausbank aufgeschwatzt. Die betriebliche Altersvorsorge hat ihr die Kollegin aus der Personalabteilung empfohlen. Und der „Vermögensberater“ war ein armer Onkel, der an alle Bekannte und Verwandte den gleichen Dachfonds vertickt hat. Nach dem zweiten Bier wollte sie zusammen mit mir die Sache etwas strategischer angehen.

„Kannst du mich nicht beraten?“

Beraten darf ich sie nicht, aber allgemeine Ratschläge, damit die Altersvorsorge kein Zufallsprodukt bleibt, kann ich erteilen:

1. Überblick verschaffen

Als erstes sollte man sich einen finanziellen Überblick verschaffen. Den Finanzdschungel ordnen. Nur zusammentragen, ohne Wertung. Es ist wichtig, bei seinem Finanzplan die individuelle Einkommens- und Lebenssituation zu berücksichtigen und diese richtig einzuschätzen. Das geht nur, wenn man weiß, wie die eigenen Finanzen aussehen.

Dazu gehört, eine Art Kassensturz zu machen, indem man seine Einnahmen und Ausgaben gegenüberstellt. Je nach Vorliebe kann man sich eine Excel Datei anlegen, ein kleines Büchlein führen oder eine App nutzen. Zusätzlich erstellt man eine Art Bilanz über seinen privaten Besitz. Hier listet man alle Vermögensgegenstände auf und zieht anschließend seine Schulden ab.

Dies muss nicht an einem Nachmittag geschehen. Es reicht, wenn man mit einem kleinen Teil anfängt und sich nach und nach durch den eigenen Finanzdschungel arbeitet. Zum Beispiel listet man als erstes alle Konten auf. Das dauert keine 30 Minuten. Am nächsten Tag listet man alle Versicherungen inkl. Prämien auf und so weiter und so fort.

Am Ende sollten zwei Übersichten existieren: Eine Gegenüberstellung der Ein- und Ausgaben und eine Auflistung der Vermögensgegenstände und Schulden.

Hat man dies geschafft, ist man dem Ziel für das Alter vorzusorgen schon einen großen Schritt näher. Nach meiner Erfahrung wird man durch diese Aufgabe automatisch zu einem sorgsameren und bewussteren Anleger und verschafft sich einen Vorteil gegenüber impulsiveren Anlegern.

2. Kleine und große Ziele festlegen

Als nächstes sollte man sich Ziele setzen. Das können große oder kleine, kurzfristige oder langfristige Ziele sein. Wobei man am besten von den großen, langfristigen Zielen „Im Alter monatlich netto mindestens 2000,- EUR zur Verfügung haben.“ zu den kleinen, kurzfristigen Zielen „In diesem Jahr auf einen durchschnittliche Sparquote von mindestens 150,- EUR pro Monat kommen.“ geht.

Zusätzlich sollte große finanzielle Anschaffung berücksichtigt werden. Zum Beispiel wenn man ein Sabbatical oder einen Hauskauf plant. Auch sollte man ausreichende Puffer für Eventualitäten einbauen. So kann man als erstes Ziel zum Beispiel einen Eisernliquiditätspuffer von 3 Monatsausgaben definieren. Dieser schützt einen zum Beispiel davor bei überraschenden Reparaturen nicht in den Altersvorsorgetopf zu greifen.

3. Nicht den Kopf verlieren: Finanzen und Ziele überprüfen

Zum Schluss sollte man jede Position seiner Finanzübersicht durchgehen und prüfen, ob diese zielführend ist. Hierbei nicht den Kopf verlieren und nicht prokrastinieren.

Fazit

Für das Alter vorzusorgen ist eine gute Sache, aber man muss wissen wie man sie angehen. Einfach ist es nicht. Dem Zufall überlassen, sollte man es auch nicht. Manchmal hilft es, nicht den großen Wurf mithilfe eines befreundeten Finanzanalysten zu machen, sondern alleine Schritt für Schritt vorzugehen. Um eine gute Altersvorsorge zu bekommen, muss man sich selber kümmern. In diesem Sinne:

  • Schritt 1: Bestandsaufnahme.
  • Schritt 2: Ziele festlegen.
  • Schritt 3: Überprüfen, ob Bestände zielführend sind.