Beiträge

Meine 1-jährige Tochter, die Aktionärin

Meine Töchter (3 & 5 Jahre), die Aktionärinnen

Vor vier Jahren habe ich ein Artikel geschrieben „Meine 1-jährige Tochter, die Aktionärin“. Damals habe ich kurz erklärt, dass das Sparbuch, das viele Enkel von ihren Großeltern zur Geburt, Kommunion, Konfirmation, etc. bekommen, nichts bringt. Und ich es anders machen werden und den Kindern ein Aktiendepot einrichte.

Anders als ich es damals beschrieben habe, habe ich dieses dann 50:50 zwischen einem ETF auf den MSCI World Index und 10 Einzeltitel aufgebaut. Die Herausforderung war, dass ich die Unternehmen, die ich kaufe, für 17-18 Jahre nicht mehr anfasse und nur die Dividenden reinvestiere.

Es sind also Titel geworden, bei denen ich eine hohe Wahrscheinlichkeit sehe, dass sie in 18 Jahren noch existieren. Sie sind nicht identisch mit den Unternehmen, die ich sonst bei meiner Strategie auswähle, die 10 Jahre in die Zukunft blickt und bei der ich die Möglichkeit habe, unterwegs zu verkaufen.

Die Neuanlage der Dividenden kann dann auch in andere Titel sein als die ursprüngliche zehn. Wenn meine Töchter alt genug sind, können sie selbst aussuchen, in was die Dividenden reinvestiert werden soll. Aber die freie Verfügung über das Geld gibt es erst mit 18 Jahren. Explizite Dividendentitel habe ich nicht ausgesucht.

Meine Vermutung war, dass ich nach ca. 3 Jahren, die erste neue Anlage tätigen kann. Ich also ca. 3% Dividendenrendite (alles im Steuerfreibetrag, also brutto gleich netto) habe. Dies war nicht so. Ich habe ca. 4 Jahre gebraucht, um das erste Mal wieder 10% des Portfolios anzulegen.

Spannender ist aber natürlich, die Frage, wie haben die zehn Title in den ersten fünf Jahren abgeschnitten?

Hier eine Übersicht:

5-jährige Tocher

(in EUR) Perf. 10 Titel Dividende Perf. MSCI* Gesamt
2017 100% 0,65% 100% 100%
2018 102% 2,69% 95% 100%
2019 131% 3,04% 118% 124%
2020 137% 2,68% 123% 130%
2021 179% 2,73% 165% 170%
YTD 161% 1,12% 148% 153%
Total 161% 148% 153%

* Den MSCI World habe ich über den IShares Core MSCI World in USD jeweils über 3 Jahre (2017-2019) halbjährlich über 6 Tranchen gekauft.

3-jährige Tochter

(in EUR) Perf. 10 Titel Dividende Perf. MSCI* Gesamt
2017
2018
2019 100% 1,67% 100% 100%
2020 118% 2,68% 113% 114%
2021 145% 2,83% 136% 141%
YTD 134% 0,91% 122% 127%
Total 134% 122% 127%

* Den MSCI World habe ich über den IShares Core MSCI World in USD jeweils über 3 Jahre (2019-2021) halbjährlich über 6 Tranchen gekauft.

Man sieht, die Performance meiner Auswahl ist für beide Portfolien besser als der Index und das obwohl die Rendite der einzelnen Werte stark variiert (-44% bis +242% bzw. -25% bis +129%):

Einzelentwicklung (ohne Dividende) der zehn Aktien im Portfolio der 5-jährigen Tochter

Einzelentwicklung (ohne Dividende) der zehn Aktien im Portfolio der 3-jährigen Tochter

Insgesamt bin ich sehr zufrieden mit der Auswahl und der Entwicklung der Portfolien. Auch hat sich meine Einschätzung nicht geändert, dass alle Unternehmen noch in 13 bzw. 15 Jahren existieren werden. Spannend wird bleiben, ob sie den Markt outperformen können oder nicht.

Vor 5 Jahren habe ich an dieser Outperformance gezweifelt und die Finanzwissenschaft spricht auch gegen die Fähigkeit ein Portfolio auszusuchen, welches den Markt schlägt. Zwei Portfolien und 3 bzw. 5 Jahre sind auch noch kein repräsentativer Zeitraum. Insbesondere weil die Unternehmen nicht an einem Stichtag ausgewählt wurden, sondern über den Zeitraum eines Jahres und das ETF Portfolio über einen Zeitraum von 3 Jahren in steigenden Märkten – somit ist der Vergleich nicht fair. Wären die Märkte in den ersten drei Jahren also von 2017-2019 und von 2019-2021 gefallen, wäre der Vergleich zumindest über den gesamten Zeitraum anders ausgefallen.

In diesem Sinne, freue ich mich schon auf das nächste Update in fünf Jahren und zu sehen, ob mein ursprünglicher Gedanke, dass ein solches Portfolio wahrscheinlich nicht den Markt schlagen kann oder eine „survivorship“-Outperformance eintritt. Damit meine ich, dass eine Gruppe Unternehmen, die 18 Jahre überleben, eigentlich besser als der Markt abschneiden muss, da der Markt von Zeit zu Zeit auch eine Wirecard oder ähnliches beinhaltet. Die Zukunft wird es zeigen.

Dieser Blogeintrag ist wieder für euch, meine Töchter, und als Erinnerung für mich geschrieben.

Alles Liebe,

euer Papa (oder auch „dein Till“)

Meine 1-jährige Tochter, die Aktionärin

Meine 1-jährige Tochter, die Aktionärin

Viele kennen das Sparbuch von unseren Großeltern, welches zur Geburt von uns Enkelkindern eingerichtet wurde. Zu jedem Geburtstag und jedem Weihnachten wurde ein kleiner Betrag eingezahlt. Und zum 18. Geburtstag hat es dann den Führerschein oder das erste Auto finanziert. Bei mir war es zumindest hinsichtlich des Führerscheins so.

Ich bin im letzten Jahr Vater geworden. Und es stellte sich in der Familie die Frage, ob und wenn ja, wie man heutzutage für seine Kinder/Enkelkinder sparen sollte. Ein Sparbuch kommt nicht mehr in Frage. Das erklärt sich bei den aktuellen Zinsen von selbst, wobei man ehrlicherweise sagen muss, dass sich ein Sparbuch über 18 Jahre Anlagezeitraum verglichen mit Aktien selten gerechnet hat.

Wir haben uns also für ein Aktiendepot entschieden. Anders als meine Großeltern, die für mich angespart haben, hat unsere kleine Tochter direkt eine größere Summe zur Geburt bekommen. Trotzdem stellte sich die Frage, soll man seinem Kind das Geld bereits schenken oder besser abwarten, um zu sehen, wie es sich entwickelt? Ich denke da ähnlich wie mein Blogger-Kollege Nico von Finanzglück. Es geht darum, den Kindern finanzielle Verantwortung beizubringen, deshalb sollten sie auch das Geld haben. Anders als Nico investiere ich aber nicht in einen ETF-Sparplan.

Das liegt zum einen daran, dass wir nicht einen Teil des Kindergeldes investieren, sondern das Geld bereits da ist. Und auch wenn sich die Märkte 2017 auf Rekordkursen befunden haben, ist ein Sparplan der Einmalanlage unterlegen, wenn die mittlere Rendite im Anlagezeitraum positiv ist. Dies war zumindest beim DAX über 18 Jahren bisher immer der Fall, wie ein Vergleich des klassischen Renditedreieckes zum Sparplandreieck zeigt.

Die nächste Frage, die wir uns gestellt haben: Einzelaktien oder ein breiter ETF? Und hier bin ich nach meinem Bauch gegangen: Einzelaktien. Im vollen Bewusstsein wahrscheinlich Rendite links liegen zu lassen und ein größeres Risiko einzugehen. Manchmal ist es wichtig, auf diese irrationale Überzeugung in unserem Inneren zu achten.

Ich möchte meiner Tochter neben der finanziellen Verantwortung auch etwas über Aktien und Kapitalismus, der über die pure Gewinnmaximierung hinausgeht, beibringen. Ich möchte, dass sie irgendwann versteht, dass Aktien Unternehmensbeteiligungen sind und in diesen Menschen für einen arbeiten, und keine abstrakten Wertpapiere. Ich möchte, dass sie sich später mit ihrem Portfolio identifizieren kann. Ich möchte, dass sie im Supermarkt, beim Shoppen oder wenn sie am Computer sitzt, ihre Firmen wiedererkennt. Das geht nicht mit einem ETF.

Also habe ich mich der Herausforderung gestellt, zehn Einzeltitel in zwölf Monaten zu finden. Ich glaube bis zu ihrem ersten Geburtstag zehn Unternehmen gefunden zu haben, die in 18 Jahren noch existieren und nicht zu teuer waren. Eine spannende Aufgabe.

Alle Kaufabrechnungen habe ich ausgedruckt und in ihrem Ordner abgelegt, sodass wir, wenn sie alt genug ist und anfängt sich dafür zu interessieren, mit ihr darüber sprechen können. Dividenden werden selbstverständlich reinvestiert, sobald eine entsprechende Summe zusammengekommen ist. Voraussichtlich das erste Mal zu ihrem dritten Geburtstag. Dann können auch neue Titel dazukommen und später möchte ich diese mit ihr zusammen auswählen.

In diesem Sinne, mein Schatz, ist dieser Blogeintrag in erster Linie für dich und als Erinnerung für mich geschrieben.

Alles Liebe,
dein Papa (oder derzeit «dada»)