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Farmland

Warum Sachanlagen eine immer kleinere Rolle spielen

Momentan ist Berichtssaison von Fonds und ich lese die Berichte der Investoren gerne. Insbesondere da sie mir helfen, auf neue Gedanken zu kommen oder alte aufzufrischen. Der Bericht von Robert Vinall in seinem Co-Investor Letter 2019 hat mich dazu gebracht, über Sachanlagen neu zu denke. Da der Investorenbrief von ihm auf Englisch ist, möchte ich hier den Kernpunkt über Sachanlagen mit meinen eigenen Gedanken wiedergeben.

Wissen ist Wert

Robert Vinall hat laut Investorenbrief in Südafrika eine Macadamia-Farm besucht und dort erfahren, dass man durch die richtigen Anlagen und die Informationen, die man draus gewinnen kann, den Ertrag der Macadamia-Farm um den Faktor 10 zu einer schlecht gemanagten Farm erhöhen konnten. Das interessante ist, dass die gleiche Farm ohne die Informationen und Technologie nur 1/10 des Ertrags bringt. Die Schlussfolgerung, die daraus gezogen wurde, ist, dass das Wissen über den richtigen Anbau, die richtige Bewässerung etc. (also nicht greifbarer Werte) zehnmal soviel wert ist, wie das Ackerland selbst. Und hier reden wir nicht von Digitalwirtschaft, sondern von der vielleicht greifbarsten Branche überhaupt, der Landwirtschaft.

Der Landwirt aus Deutschland

Ich habe in dem Zuge auch mit einem Landwirt aus Deutschland gesprochen. Er hat mir berichtet, dass die Differenz der Erträge in Deutschland nicht so hoch ist, da das Land schnell an den ökonomisch besten Landwirt geht. Alle anderen werden verdrängt. Dies zeigt, dass das Wissen um die Bewirtschaftung des Ackers eine sehr hohe Rolle spielt. Daneben ermöglicht „Smart Farming“, also der Einsatz von Daten und Technologie, den Ressourceneinsatz (Mensch, Maschine, Kraftsoft, Dünger, Bewässerung) zu reduzieren. So ermöglicht Wissen über Beschaffenheit und Temperatur der Böden in Verbindung mit GPS-Koordinaten eine zeitlich optimierte Aussaat sowie räumlich punktgenaue Düngung und Schädlingsbekämpfung. D.h. bei gleichem Ertrag wird weniger ausgegeben. Dazu hier eine Studie von pwc.

Buchwerte spielen keine große Rolle mehr

Was sagt uns das? Buchwerte/Sachwerte spielen eine immer kleinere Rolle bei der Bewertung von Unternehmen. Das macht es schwierig für klassische Value Investoren ein Outperformance zu erreichen. Warum ist das so? Das Buchwert wird oft als die Value Investor Kennzahl schlechthin bezeichnet. Das hat zwei Ursachen: 1. das ursprüngliche Value Investing von Benjamin Graham hat sich sehr auf die Bilanz und die darin enthaltende Werte konzentriert, also den Buchwerten. 2. Wert (Value) vs. Wachstum (Growth) Investments, wie es in der Finanzwissenschaft propangiert, unterscheiden sich über das Kursbuchwertverhältnis (KBV). Demnach sind Unternehmen mit niedrigen KBV Value Unternehmen und diejenigen mit hohem KBV Wachstumsunternehmen. Wenn aber der Buchwert keine Auskunft mehr über den Wert gibt, dann kann man nicht mehr nach ihm investieren.

Ein KBV <1 ist für mich ein Warnsignal, kein Kaufgrund

Ich sehe den Buchwert und die Kennzahl KBV auch eher als ein Bewertungsmaßstab für die finanzielle Sicherheit. Anders als Benjamin Graham versuche ich nicht Unternehmen unter Buchwert zu kaufen. Denn wenn selbst bei vermögensintensiven Industrien die immateriellen Vermögenswerte ein erheblicher Teil des Wertes ausmachen, wie die Macadamia-Farm zeigt, dann kann man nicht nach Sach- und Buchwerten investieren. Ein Buchwert < 1 bedeutet in der Theorie, dass man das Unternehmen liquidieren könnte und damit einen risikofreien Gewinn erwirtschaften. In der Wirklichkeit deutet ein Buchwert <1 auf bereits eingepreiste und andauernde Verluste hin oder darauf, dass die Bilanz zweifelhaften Werte aufweist.

Wer sich tiefer mit dem Thema auseinandersetzen möchte, findet hier noch einigen Buchempfehlungen von mir, u.A. auch Benjamin Grahams Intelligent Investieren.