wertorientiertes Investieren

Was ist Value Investing?

Value Investing ist das Kaufen von Aktien mit einem Abschlag zum inneren Wert (Intrinsic Value). Dies gibt dem Value Investor eine Sicherheitsmarge. Er profitiert von Unternehmensausschüttungen und nimmt an der langfristigen Wertsteigerung teil. Timing und kurzfristige Kursschwankungen spielen für ihn keine Rolle.

Definition

Beim Value Investing handelt der Anleger aufgrund des tatsächlichen Wertes eines Unternehmens. Der Value Investor ist kein Spekulant, der kurzfristige Gewinne ohne genaue Kenntnisse des Unternehmens realisieren möchte, sondern ein gut-informierter Finanzier. Investitionen werden regelmässig mittel- bis langfristig eingegangen. Der Value Investor versucht Unternehmensanteile mit einem Abschlag zum inneren Wert (Intrinsic Value) zu kaufen. Dies gibt dem Value Investor eine Sicherheitsmarge. Denn je tiefer der Kaufpreis zum inneren Wert ist, desto geringer ist das Risiko mit der Beteiligung Geld zu verlieren. Der Value Investor profitiert von den Ausschüttungen des Unternehmens und nimmt langfristig an der Wertsteigerung der Gesellschaft teil. Value Investing bedeutet, in einem ersten Schritt das Unternehmen fundamental zu analysieren und in einem zweiten Schritt auf eine Fehl- bzw. Unterbewertung am Markt zu warten. Timing und kurzfristige Kursschwankungen spielen für Value Investoren keine Rolle.

Erster Schritt: Bewertung

Am Anfang analysiert der Value Investor die Bilanz sowie harte und weiche Faktoren des Unternehmens. Dabei fragt er folgendes:

  • Zahlt das Unternehmen regelmässig Dividenden?
  • Erielt das Unternehmen nachhaltige Gewinne?
  • Wie hoch ist die Dividendenrendite, das Kurs-Gewinn-Verhältnis, das Kurs-Buchwert-Verhältnis, die Eigenkapitalquote und die Eigenkapitalrendite?
  • Hat sich das Geschäftsmodell bewährt und ist einfach zu verstehen (z.B. Güter/Dienstleistungen des täglichen Bedarfs)?
  • Hat das Unternehmen einen nachhaltigen Wettbewerbsvorteil?
  • Wie sind die Marktposition und das Wachstumspotenzial des Unternehmens?
  • Welche Produkte sind am Markt oder kommen bald?
  • Welche Marken gehören zum Unternehmen? Wer sind die Manager?
  • Wie lange sind die Manager schon im Unternehmen?
  • In welchen Branchen haben sie schon gearbeitet?
  • Wie offen, direkt und verlässlich sind die Manager?
  • Wem gehört das Unternehmen mehrheitlich?

Jeder Investor gewichtet diese und ähnliche Fragen dabei unterschiedlich. Es gibt keine goldene Regel, welche Faktoren am wichtigsten sind oder welche Höhe einzelne Kennzahlen haben müssen. Jeder Value Investor kann auf anderen Faktoren Wert legen. Wichtig ist, dass er das Unternehmen verstanden hat und somit bewerten kann.

Zweiter Schritt: Kaufen

Value Investoren kaufen erst dann Unternehmensanteile, wenn die oben genannten Faktoren intensiv geprüft wurden und der Kaufpreis mit einem grosszügigen Abschlag (etwa 1/3) zu einem fairen Wert notiert. Durch die intensive Prüfung und den Sicherheitspuffer bleiben Value Investoren vor bösen Überraschungen oft geschützt. Da Value Investoren die Unterbewertungen meistens bei Aktien aus der zweiten oder dritten Reihe finden, die von Analysten und institutionellen Anlegern weniger beachtet werden, ist der Anlagehorizont relativ lang. Es kann manchmal mehrere Jahre dauern, bis eine Unterbewertung von anderen erkannt wird und der Aktienkurs steigt. Erst bei einer fairen Bewertung und einer besseren Anlagemöglichkeit oder einer Überbewertung steigt der Value Investor aus.

Performance

In Deutschland ist Value Investing nicht wirklich verbreitet. Es gibt deshalb keine aussagekräftigen Zahlen über einen längeren Zeitraum von bekannten Value Investoren. In den USA, wo es Value Investing schon seit ungefähr 80 Jahren gibt, liegt die Performance vieler bekannter Value Investoren (z.B. Warren Buffett) jährlich etwa 5 % bis 10 % über dem Marktdurchschnitt.

8 Kommentare
  1. Daniel sagte:

    Ich denke das Value Investing aller Buffet heutzutage nicht mehr so einfach umzusetzen ist wie es früher mal war. Danke für den interessanten Beitrag.

  2. Dirk sagte:

    @Michael C. Kissig Immer ausreichend Liquidität? Da wäre doch meine direkte Frage, welche Liquidität man als ausreichend erachten soll. Wenn man relativ wenig investiert ist, dann verpasst man Aufschwungschancen und es gibt keine Dividenden. Im Extremfall besteht das Konto nur aus Liquidität, das kann es wohl auch nicht sein. Und wie erkennt man den Tiefpunkt, d.h. wann steigt man in den Markt ein und kann sich sicher sein, dass es nicht weiter runter geht. Market-Timiing ist gar nicht so einfach, wie es ex-post-facte aussieht. An der buy&hold Strategie ist eigentlich gar nichts auszusetzen. Da muss man sich über das Timing zumindest keine Gedanken machen.

  3. Michael C. Kissig sagte:

    [quote]Tja, 2008/2009 wäre die Chance des Jahrhunderts gewesen. Allianz für 40 €, BASF 20€, Wells Fargo unter 10$ und so weiter…[/quote] Das einzige, was wir über die Zukunft wissen ist, dass solhe Chancen immer wieder kommen. Nicht unbedingt alle 5 Jahre, aber regelmäßig. Deswegen ist es nie richtig, zu 100 Prozent investiert zu sein, sondern man sollte immer ausreichend Liquidität vorhalten, um dann auch kaufen zu können.

  4. Finanzgrund sagte:

    Schöner Artikel – gefällt mir gut. Allerdings glaube ich, dass Value Investing auch immer weiter in den Fokus deutscher Anleger rückt. Ich finde, dass es immer mehr Anleger gibt, die sich doch schon erheblicher mit ihren Investments auseinandersetzen wie es zum Beispiel noch vor der DotComBlase der Fall war. Es kann natürlich auch daran liegen, dass viele, die mit der Blase Geld verloren haben, der Börse den Rücken gekehrt haben.

  5. Valueer sagte:

    Buffett antwortete vor kurzem auf die Frage ob er den Erfolg wie damals heute schaffen würde, wenn er mit 1 Mio. nochmal anfangen müsste, dass er mit dem Wissen dass er heute hat 100% per anno machen würde. Zugegeben: Hört sich wenig bescheiden an aber ich nehm ihm das ab. Und selbst 2012 hat er den S&P 500 noch ausperformt obwohl die Markkap. von Berkshire über 100 Mrd. Doller liegt. Schaut nach Griechenland dort gab es bis vor kurzem Aktien mit krassen Unterbewertungen, teils KGV 2, 3 oder 4. Gruß Valueer

  6. Stefan sagte:

    Tja, 2008/2009 wäre die Chance des Jahrhunderts gewesen. Allianz für 40 €, BASF 20€, Wells Fargo unter 10$ und so weiter… da kommen einem echt die Tränen. Leider war ich da schon investiert und musste Verluste aussitzen! So viel zu buy & hold:-) P.S.: diese Zeichen unten nerven voll. Brauche meistens drei Versuche bis ich das richtige eingetippt habe…

  7. Till S. sagte:

    Die Frage ist natürlich schwierig zu beantworten. Ich glaube, dass es durchaus auch heute noch zu krassen Fehlbewertungen kommt. Gerade 2008/09 gab es einige davon. Was wichtig ist zu verstehen, dass es die meiste Zeit für Value Investoren keine guten Anlagemöglichkeiten gibt und sie besser damit fahren der Grossteil ihres Geldes in Cash zu halten.

  8. Stefan sagte:

    Die Frage ist ob diese Value-Investoren wie Buffett diese herausragende Überrendite im heutigen Marktumfeld auch noch realisieren könnte? Buffett hat in den letzten Jahren auch nicht mehr an frühere Glanzzeiten anknüpfen können. Liegt sicher auch am Grösseneffekt…aber vermutlich nicht nur. Solch krasse Fehlbewertungen werden heute viel schneller geschlossen bzw treten so nicht mehr auf.

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