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Börsenstart

Wann sollte man das erste Mal in Aktien investieren?

Auch dieses Jahr findet wieder der comdirect Blogger-Preis statt. In diesem Zug könnt ihr hier für euren Lieblingsblog abstimmen. Wenn euch mein Blog gefällt, würde ich mich über eure Stimme herzlich freuen. Jede Stimme zählt.

Um die Zeit bis zur Verleihung des finanzblog awards zu überbrücken, wurde eine Blogparade zum Thema „Dein Tipp zum Börsenstart – mit diesen drei Punkten gelingt der Start auf dem Parkett“ ins Leben gerufen.

Wann sollte man eigentlich das erste Mal an der Börse investieren?

Wenn man sich selbst das erste Mal mit Aktien beschäftigt und in Betracht zieht, in diese zu investieren, sollte man einige wichtige Dinge vorweg klären. Es ist wichtig, beim Investieren die individuelle Einkommens- und Lebenssituation zu berücksichtigen und diese richtig einzuschätzen. Grundsätzlich gilt: Man sollte das erste Mal in Aktien investieren, wenn man sich damit wohlfühlt. Um dieses Wohlbefinden zu erzeugen, sollte man nicht sein ganzes Hab und Gut einsetzen.

1. Finanziellen Überblick verschaffen

Aus diesem Grund ist der erste Schritt zum Investieren immer, sich einen finanziellen Überblick zu verschaffen. Dazu gehört, die Ausgaben und Einnahmen regelmäßig zu überprüfen. Nach meiner Erfahrung wird man durch diese Aufgabe automatisch zu einem sorgsameren und bewussteren Anleger und verschafft sich einen Vorteil gegenüber impulsiveren Anlegern. Man sollte monatlich eine Art Kassensturz machen, indem man seine Einnahmen und Ausgaben gegenüberstellt. Je nach Vorliebe kann man sich eine Excel-Datei anlegen, ein kleines Büchlein führen oder eine App nutzen. Zusätzlich erstellt man eine Art Bilanz über seinen privaten Besitz. Hier listet man alle Vermögensgegenstände auf und zieht anschließend seine Schulden ab.

2. Eiserner Liquiditätspuffer

Hat man diese Aufgabe erledigt, kommt meine erste Grundregel: Halte immer eine Nettokasse von mindestens drei Monatsausgaben zur Verfügung. Dieser eiserne Liquiditätspuffer wird nur in Notfällen angerührt. Notfälle sind unvorhergesehene Ausgaben, wie die Reparatur eines Autos oder zum Beispiel der Verlust des Arbeitsplatzes bei weiterlaufenden Lebenshaltungskosten. Nicht darunter fällt der Spontanurlaub mit Freunden oder das neuste Handy, welches man unbedingt haben möchte.

Diese 3-Monats-Reserve schützt davor, Wertpapiere zu einem ungünstigen Zeitpunkt verkaufen zu müssen, weil die Waschmaschine oder der Trockner kaputt gegangen ist. Zwar entgeht einem damit unter Umständen ein Teil der Rendite, aber nichts ist ärgerlicher, als in einem ungünstigen Moment verkaufen zu müssen. Neben der Auswahl eines schlechten Unternehmens ist die einzige Möglichkeit, an der Börse dauerhaft Geld zu verlieren, zu einem ungünstigen Zeitpunkt verkaufen zu müssen.

3. Zeit und Zinseszins

Die letzte Grundregel, um erfolgreich mit dem Investieren zu beginnen: Bringe Zeit mit. Um genügend Vermögen anzusparen, um davon leben zu können, muss man in Jahrzehnten denken. Insbesondere, wenn es um Aktien geht. Es gilt: Jedes Aktieninvestment sollte mindestens auf fünf Jahre angelegt sein. Kann man auf das Geld nicht für fünf Jahre verzichten, darf man nicht investieren.

Der Grund ist denkbar einfach: Egal wie gut die Analyse und die Strategie sind, der Aktienmarkt ist geprägt von Hochs und Tiefs. Es gibt keinen Investor, der diesem Zyklus entgehen kann. Langfristig wird man, wenn man versucht, wie ein Unternehmer zu denken und sich an die Grundregeln des Investierens zu halten, erfolgreich sein. Kurzfristig aber ist die Börse unvorhersehbar. Habe deshalb Geduld. Dies ist die wichtigste Eigenschaft eines Investors.

Denke langfristig, in Jahren, besser noch Jahrzehnten, und lasse den Zinseszins für dich arbeiten. Versuche, die tägliche Unruhe, verursacht durch Quartalsberichte, monatliche Makrostatistiken und wöchentliche Arbeitsmarktzahlen, zu ignorieren. Einschätzungen auf Basis von Quartalsberichten sind schon alleine deswegen oft fehlerhaft, da zum Beispiel der Zeitpunkt eines Auftragseingangs oder eines Feiertags einen großen Einfluss auf die Quartalszahlen hat. Versuche nicht, Aktien häufig zu handeln und die Auf- und Abwärtsbewegungen des Marktes genau zu treffen. Dies wird dir Geld und Nerven sparen.

Es ist wohl die schwerste Lektion des Investierens: Geduldig sein. Mit der ersten Regel stellt man sicher, dass man das investierte Geld niemals während der Investitionsphase braucht, und mit der letzten Regel bringt man seinen Kopf in die richtige mentale Stellung, sodass man sich nicht von äußeren Umständen treiben lässt. Investieren ist nur zu einem Teil die Fähigkeit, Bilanzen zu lesen und Analysen zu erstellen, ein wichtiger – vielleicht sogar der wichtigere – Teil des Erfolgs hängt von der Psychologie und der eigenen Selbsteinschätzung ab.

Noch einmal zusammengefasst. Meine drei Punkte für einen gelungenen Börsenstart:

  1. Verschaffen dir einen Überblick über deine finanzielle Situation

  2. Halte einen eiserner Liquiditätspuffer

  3. Bringe Zeit und Geduld mit

Für einen neuen Investor liegt die wichtigste Aufgabe darin, starke Nerven und viel Durchhaltekraft zu besitzen, um sich nicht der Psychologie der Börse zu unterwerfen. Man sollte nicht davon träumen, über Nacht mit einem Börsenanstieg zum Millionär zu werden, es ist jedoch mit dem Wachstum der Wirtschaft, harter Arbeit und viel Einsatz und Geduld möglich. Wenn man sich an diese Regeln hält und keine Angst vor Aktien hat, wird man langfristig zu den Gewinnern zählen.

Dieser Artikel ist ein leicht veränderter Auszug aus einem Kapitel meines Buches „Einfach Investieren – Grundlagen des Value Investing“. Wenn dich das Thema mehr interessiert, kannst du es hier kaufen.

Interview über Einfach Investieren

Ein Gespräch über „Einfach Investieren“

Im Zuge der Veröffentlichung von „Einfach Investieren“ und einem Value Investoren Treffen in Hamburg hat  valueDACH ein Interview mit mir geführt. valueDACH organisiert regelmäßig in unterschiedlichen Städten Treffen von Value Investoren und einmal jährlich eine mehrtägige Konferenz (September 2018 in Berlin). Ich würde mich freuen, wenn auch ihr daran teilnehmt. Mein Interview findet ihr unten und auf ihrem YouTube-Kanal:

Teil 1: Interview über ‚Einfach Investieren‘

 

Teil 2: Interview über Bloggen und das Value Investing

wertorientiertes Investieren

7 Vor- und Nachteile von Value Investing

Einfach, aber nicht leicht

  1. Value Investing ist einfach zu verstehen. Der Grundsatz des Value Investing ist weniger zu bezahlen, als man bekommt. Wenn man diesen Grundsatz nicht nur auf den Buchwert bezieht, gilt dies übrigens für jede Art der Investition. Zumindest kenne ich niemanden, der sagt, ich investieren in XY, da XY mehr kostet, als es wert ist. Schlichtes Value Investing nach dem obigen Prinzip kann auch einfach als Investieren bezeichnet werden. Nach diesem Verständnis gibt es keinen Widerspruch zwischen Growth Investing und Value Investing. Der Value Investing Chronicle hat dies einmal sehr schön dargelegt. Wenn man einen Gegensatz zum Value Investing sucht, ist es eher das technische Investieren oder Spekulieren, bei dem man den Wert eines Objektes nicht kennt, sondern rein nach Regeln und Verläufen des Wertpapierkurses sein Geld versucht anzulegen.
  2. Value Investing ist nicht leicht, hat aber einen hohen Lerneffekt. Leider ist Value Investing zwar einfach zu verstehen, aber nicht leicht umzusetzen. Um den Wert eines Objektes besser zu verstehen, muss man viel Wissen, Erfahrung und ausreichend Zeit mitbringen. Die meisten Anleger scheitern, weil sie nicht ausreichend Wissen und Erfahrung besitzen und nicht die Geduld mitbringen, die ein guter Investor braucht, um zu lernen.

Immer gegen den Strom schwimmen

  1. Professionelle Investoren haben beim Value Investing keinen oder nur einen marginalen Vorteil gegenüber privaten Investoren. Value Investing ist langfristig ausgerichtet. Die Finanzbranche wir jedoch jährlich, quartalsweise, monatlich, täglich gemessen. Wer als Fondsmanager über einen relativ kurzen Zeitraum nicht performt, verliert Anlegergelder und Ultimo Ratio seinen Job. D.h. professionelle Investoren können nur in seltenen Fällen eine Schwächephase aussitzen und sind viel stärker Situationsgetrieben.
  2. Value Investoren müssen sich oft gegen die Meinung der Mehrheit der Investoren stellen. Um in ein unterbewertetes Unternehmen zu investieren, muss die Mehrheit der Investoren anderer Meinung sein als man selbst. Dies macht Value Investing emotional aufreibender und schwieriger, als zum Beispiel Momentum- Investing.

Aufwand, Missverständnisse und Voreingenommenheit

  1. Value Investing ist mit relativ großem Aufwand verbunden. Zwar sind die direkten Kosten, aufgrund von relativ wenigen Transaktionen und keinen laufenden Gebühren relativ günstig. Im Vergleich zu passiven ETF-Portfolien, beschäftigt man sich aber viele Stunden mit einzelnen Unternehmen, um deren Geschäftsmodell und ihren Wert besser zu verstehen. Man braucht viel Zeit, um die Geschäftsberichte zu lesen, das Unternehmen zu analysieren und sein Portfolio aufzubauen. Insbesondere Privatanleger mit einem Vollzeitjob haben hier einen Nachteil gegenüber professionellen Investoren.
  2. Value Investing wird oft falsch verstanden. Insbesondere, wenn man das erste Mal mit Value Investing in Kontakt kommt, wird es oft als Investieren nach dem Buchwert beschrieben. Dies liegt zum einen an Grahams Beschreibung von Net-Net-Aktien. Aktien, die zu weniger als ihr Umlaufvermögen gehandelt werden. Dies passiert regelmäßig an der Börse. Im Gegensatz zu Grahams Zeiten ist bei den meisten Net-Net Unternehmen heute aber der Wurm drin. Zum anderen wird in der weitverbreiteten Finanzmarkttheorie «Three-Factor-Modell» von Fama und French einer der Faktoren «high (Buch-Marktwert-Verhältnis) minus low» oft als Growth minus Value Faktor bezeichnet, so dass ein niedriger Buchwert mit einem Value Investment gleichgesetzt wird. Dies ist falsch. Philp Fischer, Charlie Munger und Warren Buffett haben das Value Investing weiterentwickelt, wobei die Frage bleibt, ob Value Investing nicht einfach nur Investieren ist.
  3. Value Investing verleitet zu Voreingenommenheit und Fehlverhalten. Value Investoren, bzw. aktive Investoren, sehen sich als besser an als der Durchschnitt. Das kann aber für die Mehrheit der aktiven Investoren nicht sein. Aus diesem Grund müssen sich viele aktive Investoren selbst belügen. Ansonsten wäre die logische Schlussfolgerung und damit das richtige Verhalten in passive ETFs zu investieren.
Grundlagen des Value Investing

Ich verrate allen meine Anlagegeheimnisse…

Es mag überraschen, dass einer der am häufigsten gelesenen Artikel dieses Blogs im April 2012 entstanden ist: Erklärung des „Easy Buffett“ mit Unternehmensanalyse: Coca Cola Company. Es ist eine detaillierte Beschreibung meines damaligen Bewertungsmodells. Fast genau 5 Jahre später wird der Artikel immer noch gelesen. Man kann also sagen, dass es da draußen Leute gibt, die sich für Coca-Cola oder Unternehmensbewertung interessieren. Da ich beim Begriff Coca-Cola irgendwo im Google-Page-Ranking 1000+ laufe, sind es wohl die Unternehmensanalyse, über die die Leser etwas wissen wollen. Weiterlesen