7 Vor- und Nachteile von Value Investing

Einfach, aber nicht leicht
  1. Das Prinzip des Value Investings ist einfach (simple): Weniger bezahlen, als ein Unternehmen tatsächlich wert ist. Überträgt man diesen Grundsatz, gilt er für jede Investition. Niemand würde freiwillig mehr bezahlen, als etwas wert ist. Insofern ist Value Investing schlicht „Investieren“. Der Gegensatz dazu ist nicht Growth Investing (auch wachstumsstarke Unternehmen können unterbewertet sein ), sondern Spekulation. Dort kauft man, ohne den inneren Wert zu kennen, allein auf Basis von Kursmustern oder Regeln.
  2. Doch so klar das Prinzip ist, die Umsetzung ist anspruchsvoll. Value Investing ist nicht leicht (easy). Den wahren Wert eines Unternehmens zu verstehen, erfordert Wissen, Erfahrung und vor allem Geduld. Viele Anleger scheitern, weil ihnen genau das fehlt.
Gegen den Strom
  1. Professionelle Investoren haben beim Value Investing keinen oder nur einen marginalen Vorteil gegenüber privaten Investoren. Value Investing ist langfristig ausgerichtet. Die Finanzbranche wir jedoch jährlich, quartalsweise, monatlich, täglich gemessen. Wer als Fondsmanager über einen relativ kurzen Zeitraum nicht performt, verliert Anlegergelder und Ultimo Ratio seinen Job. Schwächephasen können professionelle Investoren sich nicht leisten, während Privatanleger die Zeit haben, diese auszusitzen.
  2. Ein Nachteil: Wer in unterbewertete Unternehmen investiert, muss gegen die Mehrheitsmeinung an den Märkten schwimmen. Das macht Value Investing emotional anstrengender als etwa Momentum-Strategien, die mit dem Trend gehen.
Hoher Aufwand
  1. Value Investing ist vergleichsweise günstig, da man wenige Transaktionen tätigt und kaum Gebühren zahlt. Der wahre Preis liegt aber in der Zeit. Geschäftsberichte lesen, Modelle bauen, Analysen schreiben. Der Aufwand ist enorm. Für Privatanleger mit Vollzeitjob oft eine große Hürde.
Häufige Missverständnisse
  1. Value Investing wird oft auf Buchwerte reduziert. Das liegt zum einen an Ben Grahams „Net-Nets“, also Aktien, die unterhalb ihres Umlaufvermögens gehandelt wurden. Zum anderen am Fama/French-Dreifaktorenmodell, in dem ein niedriges Kurs-Buchwert-Verhältnis als „Value“ gilt. Beides greift zu kurz. Buffett, Munger und Fisher haben gezeigt: Value Investing ist die Suche nach dem fairen Wert – unabhängig davon, ob ein Unternehmen wächst oder nicht.
Voreingenommenheit
  1. Viele Value-Investoren halten sich für klüger als der Markt. Doch logisch betrachtet können nicht alle überdurchschnittlich sein. Diese Selbstüberschätzung führt schnell zu Fehlentscheidungen. Wer das erkennt, müsste eigentlich passiv investieren – und genau das wollen viele Aktive nicht wahrhaben.
Fazit

Value Investing ist leicht zu verstehen, aber schwer umzusetzen. Es erfordert Wissen, Geduld und die Bereitschaft, gegen die Masse zu denken. Wer diesen Weg konsequent geht, kann überdurchschnittliche Renditen erzielen – doch er bezahlt mit Zeit, Disziplin und der ständigen Herausforderung, die eigenen Vorurteile zu hinterfragen.