Die Praktiker Pleite: Was Anleger jetzt tun können
Nach der Gewissheit eines Insolvenzverfahrens bei Praktiker stellen sich viele Anleger die Frage: Wie weiter? Weiterlesen
Nach der Gewissheit eines Insolvenzverfahrens bei Praktiker stellen sich viele Anleger die Frage: Wie weiter? Weiterlesen
Das Worst-Case Szenario ist eingetreten. Praktiker ist pleite und wird in irgendeiner Form abgewickelt. Nach dem verregneten Sommerbeginn und einer daraus folgenden Verzögerung der hohen Umsätze im Baumarktgeschäft, braucht der Praktikerkonzern Liquidität. Da diese nicht gewährt wird, muss Praktiker den Weg zum Insolvenzverwalter gehen. Weiterlesen
Update zur Praktiker Anleihe: Die Kapitalerhöhung ist geglückt. Der Gläubigervertreter ist gewählt. Der Kurs spiegelt die aktuelle Entwicklung wider. Damit bleibt die Praktikeranleihe in meinem Portfolio. Weiterlesen
Verpfändet! Das sichere Polster im Falle einer Insolvenz schwindet von Quartal zu Quartal! Das hohe Gewinn-Potenzial bei einer erfolgreichen Restrukturierung bleibt bestehen.
Ich halte nicht viel davon, von Quartal zu Quartal zu schauen. Wenn ein Unternehmen regelmässig Gewinne abwirft, reicht es, die Zukunftsfähigkeit des Geschäftsmodells zu bestimmen. Aufpassen sollte man nur darauf, dass das Management keinen Unfug macht. Wenn die Gewinne leicht schwanken, dann sollte das keinen Value-Investoren stören. Liegen ein paar Feiertage im Quartal oder verschiebt sich ein größerer Zahlungseingang, kann dies das Ergebnis beeinflussen ohne wirklich Relevanz zu haben.
Anders sieht es bei einer Turnaroundspekulation aus. Dort werden jeden Tag wichtige Entscheidungen gefällt, die die Zukunft des Unternehmens fundamental beeinflussen. Vieles wird nicht in Ad-hoc-Meldungen veröffentlicht. Deshalb sollte man auch Quartalsberichte genau lesen. Besonders interessant sind dabei die Anhänge, die Hintergründe zu den Zahlen liefern.
„Zur Absicherung von eventuellen Finanzierungsspitzen beim Warenbestandsaufbau für das Saisongeschäft im Frühjahr unterhält Praktiker bei unterschiedlichen Banken Kreditlinien. Diese sind 2012 zu einer gemeinsamen Linie unter Leitung der Commerzbank AG zusammengeführt worden. Um sie in vollem Umfang aufrechtzuerhalten, hat Praktiker sich zu einer dinglichen Sicherung bereit erklärt. Dasselbe gilt für den Erhalt bedarfsgerechte Anpassung der Linien von Kreditbesicherungen gegenüber Lieferanten. So hat Praktiker den Kredit gewährenden Partnern Eigentumsvorbehalt auf das den Deutschen Gesellschaft zuzurechnende Vorratsvermögen (483 Mio. Euro) eingeräumt sowie zwei inländische Eigentumsstandorte mit Grundschulden in Höhe von 18 Mio. Euro belastet. Ferner wurde die Marke Max Bahr, die mit einem Buchwert von 54 Mio. Euro als immaterieller Vermögenswert bilanziert ist, als Sicherheit ebenso verpfändet wie Bankguthaben in Hohen von 10 Mio. Euro. Die Kreditlinien von Banken sichern die kurzfristige Überbrückung von Liquiditätsengpässen, die wegen der Saisonalität des Geschäfts im Verlauf des ersten Halbjahres auftreten können. Kreditversicherer gewährleisten Lieferanten die Bezahlung ihrer Forderungen aus Lieferungen und Leistungen, sollte Praktiker dazu selbst nicht in der Lage sein.“
(Quelle: Praktiker Report Q3/2012)
Die Verpfändung des Vorratsvermögens besteht schon seit längerem Zeitraum, dies ist bei Unternehmen, bei denen Insolvenzgefahr droht, auch üblich. Geliefert wird nur, wenn das Eigentumsrecht der Waren bei Lieferanten (hier bei Versicherern der Lieferanten) bleibt, bis die Rechnung bezahlt ist. Auch Hypotheken auf Immobilen sind nichts aussergewöhnliches und fallen mit 18 Mio. Euro in meinen Augen noch niedrig aus.
Unklug finde ich die Verpfändung des Bankguthabens, wozu brauch man dann einen Kredit? Man könnte auch direkt die 10 Mio. Euro benutzen. Ich hoffe, dass im Sinne der Unternehmenseigner der Kredit die 10 Mio. Euro bei Weitem übersteigt.
Am meisten stört mich allerdings die Verpfändung von Max Bahr. Sie wurde vermutlich im Zuge der Kreditgewährung um die Wiener Fondsmanagerin Isabella de Krassny und dem Investor Clemens Vedder gewährt. Gerade bei der derzeitige Umfimierungsstrategie von Praktiker Baumärkten zu Max Bahr Baumärkten dürfte der Wert von Max Bahr zunehmen. Meine Interpretation der Rechtslage und des Anhangs ist jedoch, dass die Verpfändung auf 54 Mio. Euro beschränkt sein müsste. Aber ohne Garantie!
Insgesamt ergibt das leider einen schlechteren Recoverywert, als meine Annahmen zum Zeitpunkt des Kaufs der Anleihe, der Worst-Case ergibt also jetzt ein Verlustpotenzial von 45 Prozent bei meinem Einstiegskurs:
Die aktuelle Liquidationsrechnung zu Praktiker: |
||||
Aktiva (in Mio. €): | ||||
Bezeichnung | Bilanzierter Wert | Verpfändet | Recovery-Rate | Recovery Wert Q3/12 |
Cash | 58 | 10 | 100% | 48 |
Sachanlagen | 353 | 18 | 25% | 84 |
immaterielle Vermögenswerte | 104 | 54 | 0% | 0 |
Vorräte | 674 | 483 | 25% | 48 |
Forderungen | 142 | 50% | 71 | |
latente Steueransprüche | 129 | 0% | 0 | |
Aktiva total | 1460 | 251 | ||
Passiva (in Mio. €): | ||||
Bezeichnung | Bilanzierter Wert | Recovery-Wert | Recovery-Rate Q3/12 | |
Verbindlichkeiten | 1180 | 251 | 21% | |
Verbindlichkeiten (gesichert) | 135 | 135 | 100% | |
Eigenkapital | 145 | 0 | 0% | |
Passiva total | 1460 | 0% |
Auch wenn sich meine Bewertung geändert hat, ändere ich nichts an meiner Position. Ich halte das Chancen/Risikoverhältnis immer noch für gewährleistet. Allerdings würde ich zum aktuellen Kurs nicht kaufen.
Für eine umfassende Auseinandersetzung zu Thema Investieren in Anleihen und Praktiker:
Weiter Information zur:
Sicheres Polster im Falle einer heutigen Insolvenz mit hohem Gewinn-Potenzial im Falle einer erfolgreichen Restrukturierung – allerdings schwindet das Polster von Quartal zu Quartal!
Ich habe natürlich laufend ein Auge auf meine Praktiker Anleihe 11/16 geworfen und werde deshalb hier wieder einmal ein Zwischenfazit geben. Trotz der sichtbaren Probleme im Unternehmen und der Schikanen an die Gläubiger werde ich sie weiterhin halten. Die erste Verhandlung über die Zinsreduktion ist wegen mangelnder Beteiligung gescheitert. Ich bin gespannt ob und wenn ja, wann es zu einem zweiten Wahlgang kommt.
Die Hauptversammlung Anfang diesen Monat war turbulent und es gab sowohl positive als auch negative Entscheidungen für alle Anleihebesitzer. Weiterlesen
Für eine umfassende Auseinandersetzung zu Thema Investieren in Anleihen und Praktiker:
Zu Bedenken ist die derzeitige Verhandlung über eine Zinsreduktion bei der Praktiker Anleihe 11/16. Die erste Abstimmung scheiterte, da die Beteiligung von 50 Prozent unterschritten wurde. Bei einem zweiten Wahlgang auf einer Gläubigerversammlung ist ein Quorum von 25 Prozent nötig. Bei dieser müssen 75% der anwesenden Gläubiger der Zinssenkung zustimmen. Ich bin gegen diese Zinsreduktion, da mir die Beteiligung der Aktionäre an der Sanierung zu gering erscheint und diese stattfinden muss, bevor die Gläubiger irgendeine Zustimmung zur Reduktion ihrer Ansprüche geben. Weiterlesen
Wie ich in „Wer, wie, was – wieso, weshalb, warum – wernicht fragt, bleibt dumm?“ festgehalten habe, gibt es drei Basis-Anlageformen. Ein großes Vermögen als Value Investor aufzubauen, wie zum Beispiel Warren Buffett, erreicht man normalerweise über Beteiligungen am Eigenkapital. Trotzdem gibt es manchmal außergewöhnliche Zeiten, in denen Anlagen in anderen Kapitalformen vorzuziehen sind. Diese Zeiten sind normalerweise kurz und müssen höhere Gewinne versprechen, als eine Unternehmensbeteiligung.
Der Grund liegt in dem Verhältnis von Fremd- und Eigenkapital. Wenn eine Unternehmung versucht ihre Eigenkapitalrendite durch die Aufnahme von Fremdkapital zu hebeln (financial leverage), funktioniert dies nur solange, die Gesamtrendite grösser der Fremdkapitalkosten (bzw. der Fremdkapitalgeberrendite) ist. Das heißt, im natürlichen Zustand muss die Rendite von festverzinslichen Wertpapieren kleiner der Rendite von Eigenkapitalgebern sein. Dies wird auch unterstützt von dem ersten Grundsatz der Kapitalanlage: Rendite und Risiko stehen in einer positiven Beziehung zueinander. Gewinnschwankungen und Verluste werden vom Eigenkapital aufgenommen und abgefedert, bevor sie das Fremdkapital angreifen.
Grundsätzlich sollte man aber auch beim Kauf eines festverzinslichen Wertpapiers nach jenen Kriterien vorgehen, die man beim Kauf von Unternehmensbeteiligungen anzuwenden pflegt. Das heißt, man muss sich die Rentabilität, Sicherheit und Liquidität des emittierenden Unternehmens genau ansehen. Allerdings liegt das Hauptaugenmerk bei Kauf einer Anleihe auf der Sicherheit und Liquidität, weniger auf der Rentabilität.
Für den Fremdkapitalgeber ist entscheidend, dass genügend Cash-Flow generiert wird, um seine Ansprüche zu decken. Ob das Unternehmen zusätzlich Geld erwirtschaftet oder nicht, spielt für ihn keine Rolle. Anleihen haben von sich selbst aus ein beschränktes Wachstumspotenzial, da die Verzinsung und die nominale Rückzahlung von vornherein fixiert sind.
Aus diesem Grund sind Unternehmen, die stetige und hohe Cash-Flows genieren, die beste Wahl. Zu ihnen gehören Unternehmen des täglichen Gebrauchs, wie Telekommunikation, Energie oder Konsumgüter. Staaten erfüllen zwar auch die Kriterien des stetigen und hohen Cash-Flows, allerdings ist die Pflicht/Gnade der Zins- und Rückzahlung ein reiner politischer Wille. Aus diesem Grund sind meiner Meinung nach Unternehmensanleihen den Staatsanleihen vorzuziehen. Dies gilt insbesondere für unsichere Zeiten, die oft die einzige rentable Möglichkeit in festverzinsliche Wertpapiere zu investieren, darstellen.
In ruhigen Zeiten schwankt ein Anleihenkurs ziemlich eng um seinen nominal Wert (100 %), beeinflusst allein von den Schwankungen des allgemeinen Zinssatzes. Dies ist das Hauptargument für die Sicherheit von Anleihen innerhalb der allgemein verbreiteten Finanzmarkttheorie.
Nach meiner Meinung sind Kursschwankungen allerdings kein guter Indikator für das Risiko oder die Sicherheit einer Anlage. Große Verwerfungen bei Anleihen gibt es immer nur dann, wenn tatsächliches Ausfallrisiko wahrgenommen wird. Dieses hängt, wie bei Aktien, vom Produkt, der Strategie, den Mitarbeitern, dem Standort, der Struktur, dem Management usw. des Unternehmens ab.
Allerdings ist mir schon mehrmals aufgefallen, dass im Falle eines erhöhten Ausfallrisikos der Kursverfall von Anleihen stark übertreibt, dies hab ich bei der Insolvenz von General Motors und zuletzt beim Kauf der Praktiker-Anleihe 02/16 genutzt. Hierbei hab ich grundsätzlich das Risiko/die Sicherheit in Form einer Liquidierungsrechnung durchgeführt und die Chance/Rentabilität in Form des maximal zu erwartenden Gewinns.
Aktiva:
|
|||
Bezeichnung
|
Bilanzierter Wert
|
Recovery-Rate
|
Recovery-Wert
|
Cash
|
190 Mio.
|
100 %
|
190 Mio.
|
Sachanlagen
|
400 Mio.
|
25 %
|
100 Mio.
|
Vorräte
|
800 Mio.
|
25 %
|
200 Mio.
|
Forderungen
|
130 Mio.
|
50 %
|
65 Mio.
|
Aktiva total
|
555 Mio.
|
Passiva:
|
|||
Bezeichnung
|
Bilanzierter Wert
|
Recovery-Rate
|
Recovery-Wert
|
Verbindlichkeiten
|
1’300 Mio.
|
42,7 % | 555 Mio. |
Eigenkapital
|
480 Mio.
|
0 &
|
0 Mio.
|
Die Sicherheit für das eingesetzte Kapital ist also ab einem Anleihen Kurs von kleiner 42,7% gegeben, unabhängig von der Volatilität des Kurses.
Die zweite Frage ist die Chance/Rendite, die sich aus einem Kauf der Anleihe zum Kurs von 42,7 % ergibt. Prinzipiell muss man hier zwei Größen unterscheiden den aktuellen Zinssatz und die Gesamtrendite. Der aktuelle Zinssatz ergibt sich aus Kupon/Marktwert (5,875/42,7 = 13,76 %). Er stellt die Rendite dar, wenn Praktiker zwar weiterhin Zinszahlungen tätigen kann, aber keine Anschlussfinanzierung zur Rückzahlung der Anleihen bekommt.
Die Gesamtrendite lässt sich mithilfe des internen Zinsfusses bestimmten und beträgt 34,21 %. Sie stellt die maximal mögliche jährliche Rendite dar, wenn Praktiker keinen Zahlungsausfall aufweist. Bei einem Kurs von 42,70 Euro bedeutet das ein Gesamtgewinn von 14,61 Euro pro Anteilsschein.
Ein Unternehmen mit einem KGV von acht bis zehn, welches einen Gewinn nach Steuern von 14,61 Euro pro Aktie erwirtschaftet, müsste 116 bis 146 Euro pro Anteilschein wert sein. Das ist das Dreifache der Summe, die ich für die Praktiker Anleihe gezahlt habe, allerdings mit der Einschränkung, dass ich mir nicht sicher bin, ob das Investment tatsächlich die Rendite abwirft. Allerdings denke ich, dass eine solche Anleihenkonstellation eine bessere Gewinnchance eröffnet, als ich mit anderen Geschäftsvorhaben wahrnehmen könnte.
Der Kauf von Anleihen zählt weder zu meinen favorisierten Anlageformen, noch erzielt man damit langfristig die höchsten Gewinne. Sie bieten aber die Möglichkeit, Vermögenswerte kurzfristig gewinnbringend zu parken, wenn man sichere Unternehmen mit Gütern des täglichen Gebrauchs wählt. Gleichzeitig kann man auf die Chance warten, das richtige Unternehmen zu kaufen und eine langfristige Aktienbeteiligung einzugehen. Eine Ausnahme liegt dann vor, wenn der Markt aus besonderen Gründen eine Gelegenheit bietet, mit der eine angemessene Rendite bei akzeptablem Risiko zu erzielen ist.
Weiter Information zur Praktiker Anleihe: